Das Label Sargent House schart schon seit langem starke Frauen und musikalische Grenzgänge um sich. Nicht zuletzt sind Brutus bei ihnen unter Vertrag. Dieses Jahr ist alles schwieriger für die Branche. Keine Touren bedeutet kein Geld, aber dafür viel Zeit.
Das bringt dann interessante neue Projekte zur Geltung. Mit Mrs. Piss zB. hat Chelsea Wolfe gerade ein Projekt veröffentlich, das sich zwischen düsteren Sounds, Metal und Industrial bewegt. Evan Patterson, der Lebensgefährte von Emma Ruth Rundle, hat als Jaye Jayle eine Platte veröffentlich („Prisyn“), die rein auf dem iPhone während der letzten Tour komponiert wurde.
Jetzt ist Emma Ruth Rundle selber an der Reihe und lotet neue Kompatibilitäten mit der Doom-Metal-Band Thou aus. Live haben sie das schon ein paarmal auf die Bühne gebracht.
„May Our Chambers Be Full“ heißt das Werk, veröffentlicht jedoch nicht auf ihrem Stamm-Label, sondern auf Sacred Bones. Inkubator war dafür das Roadburn Festival, das bekannt dafür ist, Metal mit anderen Musikrichtungen mit Industrial Touch zu verbinden. So hat zB. Zola Jesus dieses Jahr eine Live-Aufnahme davon veröffentlicht.
Der Opener „Killing Floor“ klingt zuerst vollkommen gewohnt. Emmas charakteristische Stimme, sphärisch düsterer Sound. Wäre da unter den Gitarren nicht die Double-Bass Drum. Es ist zu erahnen, dass dies kein gewöhnliches Album wird.
Der zweite Track „Monolith“ dreht den Regler ab dem ersten Takt zu 100% auf Metal. Kräftig, slow, krachig. Keine Spur von Emma. Jetzt haben wir also beide Parteien kennengelernt.
Ab hier werfen sie beides zusammen. „Out Of Existence“ mischt Doom-Metal mit typischer Emma-Ruth-Rundle-Melodik. Thou-Frontmann Bryan Funck abwechselnd mit Emmas Gesang. Bei den Gitarren verschwimmen die langezogenen lauten Metal-Riffs mit dem Schnarren von Emmas Sound.
„Ancestral Recall“ entwickelt sich zum Wechselbad zwischen beiden Welten mit komplexer Überlappung. Das Screaming von Bryan Funck wird phasenweise zum Instrument hinter den vordergründigen Vocals.
„Magickal Cost“ könnte die Nachfolge von „On Dark Horses“ sein. Gönnt dem ungeübten Hörer etwas Entspannung und Zeit zum Durchschnaufen. Bis sie ab der Mitte des Stücks alles geben. Schlagartig Ende der Entspannung, aber der melodische Noise beginnt zu saugen.
Langsam tritt Gewöhnung ein. Die vielen Layer lösen immer besser auf. Bis zum Highlight „The Valley“ haben wir uns reingehört. Der langsame Aufbau von dramatischer Theatralik zu zäh schleppender Gewalt zieht in den Bann.
Alles in allem nicht intuitiv sofort zu verdauen, aber eine großartig spannende Kollaboration großer Kunstformen, die unterschiedlicher und doch komplementärer nicht sein könnten.