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Haiyti – Influencer

Von einem „Comeback“ ist die Rede, wenn ein Künstler nach Jahren oder Jahrzehnten wieder etwas Neues bringt – aber wohl kaum bei einer Künstlerin, die in fünf Jahren vier Alben plus EPs und Mixtapes veröffentlicht hat. Album Nummer 5, „Influencer“ von Haiyti, kommt jetzt gerade einmal ein halbes Jahr nach seinem Vorgänger, und fällt mit ganzen 19 Titeln noch dazu recht üppig aus.

Und doch hat die Deutschrapperin den Opener-Song „Comeback“ genannt. „Lief durch den Regen, die Hölle und den Monsum / und dachte, es wird nie wieder gut“, heißt es darin.

Nach dem depressiven „Sui Sui“, das schon im Albumtitel mit Suizidgedanken spielte, könnte man den Nachfolger nun also als Comeback ins Leben verstehen. „Steige aus dem Sarg / mir geht‘s fresher denn je“, heißt es an anderer Stelle.

Das lässt ein Album erwarten, das „Influencer“ letztendlich dann doch nicht ist – es ist immer noch düster genug. In den Songs geht es um Geld, „Klunker“ und Drogen („Ich bin overdosed / die Pillen groß wie Oreos“), und darum, wie all das doch keine Erfüllung bringt. „Verbrenn‘ die Scheine, kann sie nicht mehr sehen“, heißt es in „Holt mich raus“: „Erst wollt ich Fame und dann wollt ich, dass es aufhört“.

Doch musikalisch folgt diesmal daraus etwas anderes: Keine traurigen Rap-Balladen mit Hang zum Pop (mal abgesehen von „Star und zurück“, das eine ebensolche Rap-Ballade ist und so auch aufs Vorgängeralbum gepasst hätte), sondern eine umso selbstbewusstere Aggressivität und Härte.

„Influencer“ ist das Comeback zum alten Haiyti-Sound, dem Rap der Straße. Die Beats in diesen Songs sitzen und sie wischen alles, das nach Pop klingen könnte, wieder beiseite.

Wie früher klingt auch Haiytis autotune-verzerrte Stimme, die die Grenze bis zur Ironie manchmal bis zum Anschlag ausreizt – wie in „Benzin“, das klingt wie eine Parodie auf 90er-Jahre-Trash.

Dass Haiyti mit dem neuen Album nun mehr Zuhörer erreicht als mit den alten Songs, auf die sie sich besinnt, ist fraglich. Von dem Deutschrap-Hype hat sie bislang nicht viel abbekommen, jedenfalls nicht in Charterfolgen.

Aber man kann „Influencer“ auch so verstehen, als ob sie das nicht (mehr) wirklich interessiert.

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