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Hilang Child – Every Mover

Manche verstehen den Klang der Gegenwart. Ed Ridman, der als Hilang Child Musik macht, hat schon mit seinem Debütalbum “Years” so sehr den Zahn der Zeit getroffen, dass die Messlatte für sein zweites Album “Every Mover” bedeutend höher angelegt wurde.

Opulenter Klang traf auf dem Debüt auf sanfte Intimität, auf DIY-Attitude und das Gefühl, dass ein ganzes Orchester in ein einziges Jugendzimmer passt. Wie aktualisiert und emanzipiert ein Künstler wie Hilang Child auf dem Nachfolger dann seinen Klang, ohne die so essentielle Authentizität zu verlieren?

Intuition ist wohl das Zauberwort. “Good To Be Young” heißt der Album-Opener, der das Narrativ des Debüts aufgreift und dieselbe vorsichtige Euphorie ausstrahlt, wie zahlreiche Tracks auf “Years”.

Was mit leisen und unscheinbaren Samples beginnt, verdichtet sich zu einer opulenten Hymne jugendlicher Allmacht. Eine Allmacht, die daraus entsteht, dass neue Emotionen wie am Fließband entdeckt werden.

Hilang Child kanalisiert auch auf “Every Mover” das Gefühl eines Entdeckers, der die eigene Bandbreite möglicher Erlebnisse aufdeckt. Jede Empfindung fühlt sich einzigartig und originell an, Hilang Child macht das mit Bass, Hall und mitternächtlicher Vagheit spürbar.

Überhaupt wirken die meisten Songs auf “Every Mover” wie in sich geschlossene Prozesse, die sich aus zahlreichen Dialogen ergeben. Ein Beat antwortet auf den anderen, im Kanon antwortet Hilang Child sogar praktisch auf sich selbst und liefert damit die passende Metapher für das Thema des Albums. Im Dialog mit sich selbst macht Hilang Child Musik zur Selbsterkundung.

Vielleicht hat 2020 sogar dafür gesorgt, dass sich noch mehr Menschen mit der Musik Hilang Childs identifizieren können. Schließlich gehörte die Beschäftigung mit sich selbst, die Stimmen im eigenen Kopf und die Erkundung lang unterdrückter oder schlicht und einfach nicht zu Ende gedachter Gedanken für viele im vergangenen Jahr dazu.

Hilang Child ist also etwas gelungen, dass sich viele Künstler nur wünschen können. Anstatt seine Musik mit einem neuen Zeitgeist abgleichen zu müssen, hat sich der Zeitgeist seiner Musik angepasst, die mit “Every Mover” wohl mehr als nur junge Leute erreichen dürfte.

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