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Weezer – OK Human

Knapp zwei Jahre nach ihrem letzten “Black Album” haben die früheren College-Rocker aus Los Angeles die Corona-Pandemie genutzt und ihre 14. Album vollendet, das auf den gewohnten E-Gitarrensound verzichtet.

„OK Human“ ist ein kurzes Album und knüpft an die Medienkritik in Radioheads „OK Computer“ an mit der Beschwerde, dass alle nur noch auf Bildschirme starren („Screens“). 12 Songs auf eine halbe Stunde verteilt, die vor allem wegen der Stimme von Sänger Rivers Cuomo noch nach Weezer klingen.

Die Gitarren wurden durch Streicher ersetzt, die rhythmisch und melodisch durch das Album tragen. Stellenweise klingt das Album wie ein Stück für Orchester, bei der die einzelnen Songs nahtlos ineinander übergehen.

Unterstützt von einem shuffelnden Schlagzeug, spielt das Klavier eine dominante Rolle, sogar fast allein in „Playing My Piano“. Dort geht es um Lockdown-Lethargie und Zoom-Interviews, obwohl die Idee für das Album bereits vorher entstand.

Durch die Texte von Rivers Cuomo, der auf der Bühne mehr nach Informatik-Student als nach Rockstar aussieht, ziehen sich Themen wie Selbstzweifel, Einsamkeit und Traurigkeit. Er klingt dabei wie ein Teenager in der Selbstfindungsphase.

Das beißt sich mit der meist schwungvoll-fröhlichen Musik und den Songtiteln, die auf den ersten Blick positiver klingen. Besonders festzustellen ist das in der Single „All My Favourite Songs“.

Einmal, in der knapp vier Minuten langen Ballade „Bird With A Broken Wing”, hat sich doch eine Gitarre in den Vordergrund geschlichen, allerdings nur eine akustische und auch nur für ein paar Sekunden. Im Kontrast dazu steht das Instrumental-Interlude „Everything Happens For A Reason“, das nicht einmal eine halbe Minute dauert und kaum auffällt, wenn man das Album am Stück hört.

Ein bisschen positive Energie hat Weezer gegen Ende auch noch übrig für „Mirror Image“ und „Here Comes The Rain“, die alle Sorgen wegwischen. Das wäre ein würdigeres Album-Finale geworden, als der nachfolgende und letzte Song „La Brea Tar Pits“, wo Cuomo beschreibt, wie er in den Asphaltgruben im Hancock Park in Los Angeles versinkt und wieder wie ein sich selbst bemitleidender Teenie klingt.

Weezer haben in ihren neuen Album Neues gewagt und klingen poppiger als gewohnt.

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