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Brodka – Brut

Elli Erl. Na? Da klingelt nichts? Hoffentlich nicht! Elli Erl ist die Gewinnerin der zweiten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. Doch es ist kein Geheimnis, dass dieses Format hierzulande statt ernstzunehmender, musikalischer Bereicherung eher bekannt für Dieter Bohlens persönlichen Wettbewerb in Sachen niveauloser Beleidigungen getarnt unter dem Schirm der ungeschönten Ehrlichkeit ist.

In einem Nachbarland sieht das anscheinend anders aus. Denn 2004 – im gleichen Jahr wie Elli Erl – entschied dort Monika Brodka das Finale des polnischen „Idol“ für sich.

Mit „Brut“ erscheint mittlerweile schon das fünfte Studioalbum der Polin, mit dem sie beweist, dass eine Casting-Vergangenheit kein Stolperstein auf dem Weg in einer ernstzunehmenden Musikkarriere sein muss.

Denn, wenn „Brut“ eines nicht ist, dann 0815-Einheitsbrei. Am ehesten flirten noch „You Think You Know Me“, „Falling Into You” oder „Fruits” in Richtung süßlicher Indie-Pop, der passend zum Erscheinungsdatum diese Woche hoffentlich endlich den längst überfälligen Frühling einläutet könnte.

Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Denn zwischen optimistisch und hoffnungsvoll klingt „Brut“ teilweise so düster, dass man das erste Sommergewitter gleich hinter der nächsten Häuserfront vermutet.

Die wilden Synthies in „Hey Man” klingen, als würde Trent Reznor statt Film- jetzt Tanzmusik machen. Findet man erstmal befremdlich, aber spätestens beim dritten Hören geht das Konzept des tanzbaren Industrials auf.

Sowieso tritt der Nine-Inch-Nails-Frontmann mehr als einmal als Referenz offene Türen rein. Besonders beim Herzstück der Platte: „Chasing Ghost“, beginnt mit bedrohlichen Harmonien, pulsierenden Synthies und Brodkas Stimme, die zunächst mehr ein geisterhaftes Säuseln als Gesang ist. Und trotzdem lässt es einem die Haare zu Berge stehen.

Genau hier liegt die Kunst: Wenige Alben schaffen es, Zerbrechlichkeit mit Nachdruck zu einem funktionierenden Ganzen zu verbinden. Welche Geister auch immer die 33-Jährige jagt: Wenn daraus Alben wie „Brut“ entstehen, bleibt nur zu hoffen, dass Brodka sie so schnell noch nicht einfängt.

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