Bristol, essenzieller Bestandteil jedes Anglistik-Studiums und Heimatort der englischen Band Elder Island, hat als Ursprung des britischen Kolonialismus nicht nur großen Einfluss auf die Geschichte des Inselstaates gehabt, sondern auch auf den Sound, den Elder Island auf “Swimming Static” vortragen.
Subtil, zerstreut, aber ebenso gefestigt präsentiert sich die Band auf ihrem Zweitlingswerk, das zwar britisch klingt, sich aber an internationalen Inspirationen nährt und gerade deswegen nicht so unzeitgemäß klingt wie die zahlreichen UK-Bands, die das letzte Aufbäumen des Brit-Rock/-Pop in den 2000ern noch bis in die 20er zu retten versuchen.
Elder Island bedienen sich an Vielem, klingen in ihrer Disco-Affinität oft ein wenig wie Two Door Cinema Club mit einem Hauch Talking Heads. Also Disco für Schlaue oder so.
Eine Inspiration, die auch schon bei “Foolish Loving Spaces” der Blossoms aus Stockport den lange benötigten, transatlantischen Versöhnungsakt herbeigerufen hat, der die referenzielle Dominanz von Oasis und The Smiths beendete.
Trotzdem klingen Elder Island weniger euphorisch als die Nordiren von Two Door Cinema Club, beruhen sich eher auf atmosphärische Soundkulissen und weniger refrainlastiges Songwriting.
Die Disco-Impulse werden immer wieder unterbrochen von düsteren Streichern, geben aber dennoch den Ton an und machen aus “Swimming Static” einen musikalisch abwechslungsreichen Selbstversuch.
Ein Selbstversuch, zwei Stimmungen und Soundideen zusammenzuführen, die auf dem Papier erst einmal gegensätzlich wirken. Melancholie trifft auf tanzbare Euphorie.
Bristol hat seinen Aufbruch schon hinter sich, Elder Island hingegen könnten gerade für britische Rockmusik einen neuen Aufbruch markieren. “Swimming Static” ist jedenfalls ein erster Schritt in diese Richtung.