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Maurice Summen – PayPalPop

Das „PayPalPop“ nicht schlicht das erste Solo-Album von Maurice Summen werden würde, überrascht beim im Business so gut vernetzten wie die Tendenzen des Marktes antizipierenden Staatsakt-Chef wenig.

Auf seiner Platte verbindet er das Anliegen, mit selbiger niveauvoll zu unterhalten, mit dem Plan, die zum Produzieren von weltweiten Internetkontakte als Blind-Date outgesourcten Soll-Fragmente am Ende wieder als Ganzes zusammenzufügen, dabei das künstlerische Machbare auszuloten und mit lediglich 1.000 EUR Einlagensumme auszukommen.

Flott wie der namensgebende Bezahldienst war der Versuchsballon „Alte Fotos“ unterwegs, brauchte für den Flug durchs Netz keine 24 Stunden. Weitere Vorgaben, bearbeitet von Produzent*innen in Russland, Kenia oder Bangladesch folgten und fanden, wie ein Primark-Shirt aus Noten unter nicht nachvollziehbaren Arbeitsbedingungen entstanden, zügig zurück zum Absender.

Ob Dauererreichbarkeit oder Konsumverhalten: wie die Vorboten, der Beziehungskiller „Ladekabel“ und die Mär vom Widerstand gegenüber Befehlen der Marketing-Industrie „Black Friday“, berichten, befassen sich auch weitere Tracks mit den Algorithmen des Seins, von der retrospektiven „Früher-War-Ich-Punk“-Selbstbetrachtung bis zum Erkennen potentieller Datenlecks (“Link In My Bio”).

In der Grauzone zwischen Vor- und Nachteilen der Digitalität platziert der Multitasker, der mit der All-Star-Familie Summen via „Nichtantworten Ist Das Neue Nein“ auf „Bmerika“ dem selten Konkreten der modernen Kommunikation eine Hymne komponierte, neben ausdiagnostizierten Themen wie der Fragwürdigkeit des Statussymbolbesitzes (“Hey Autos!”) neue Aufreger, etwa die Preisgestaltung im Bioladen (“Organic”).

Funky groovend auf dem Dancefloor, in kühler Synthieästhetik, auf auto-getunten Cloudrap-Wolken oder als Reggea-Hybrid unterwegs: das technisch Mögliche der Klangerzeugung, die die Auftragnehmer – exemplarische eine Bestellbetätigung: „..I made the sounds more melodic than those 80s – 90s songs and made some trap drums to make it more modern!“ – aus dem eingegangenen Material heraus lasen, wird ausgereizt.

„PayPalPop“ fasst tanzbares Low-Budget mit der rhetorischen Quintessenz analytischer Texte zusammen, definiert Co-Working beim Arrangieren neu und generiert ein Bewusstsein dafür, dass auch Leidenschaft für Musik global “Hinter Der Bezahlschranke” nicht selten im Niedriglohnsektor angesiedelt sein dürfte.

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