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Clairo – Sling

Als Clairo vor wenigen Jahren erstmals einem breiteren Publikum bekannt wurde, spaltete sie die Musikszene: Da waren einerseits große Magazine, die sie abfeierten und als the next big thing betitelten, andererseits wurde sie aber von wenig geneigten Hörer*innen als industry plant bezeichnet, weil ihr Vater seine Kontakte habe spielen lassen, um ihr einen Plattenvertrag besorgen.

Jetzt liefert uns Claire Cottrill, so die Musikerin bürgerlich, mit „Sling“ den Nachfolger des vielbeachteten Debütalbums „Immunity“ – und die neue Platte ist Clairo, wie sie leibt und lebt. Der teilweise fast kindliche Charme ihrer ersten Scheibe ist zwar einer opulenteren Produktion gewichen, aber im Grunde bleibt sie sich treu.

Die Platte klingt intim, ohne dabei zudringlich zu werden, Clairos Stimme wirkt immer leicht schläfrig, ohne dabei einschläfernd zu sein, die Songs sind unaufgeregt, ohne dass sie dabei unspannend wären – ganz im Gegenteil.

Denn „Sling“ ist voll von wirklich hübschen, direkten Pop-Perlen, die ihren Status als verwundbare Singer/Songwriterin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, zementieren. Zwar thematisiert sie dieses Mal kein so schockierendes Thema wie noch auf „Immunity“, wo sich ein Stück um ihren Selbstmordversuch mit 13 Jahren drehte.

Dafür ist „Sling“ inhaltlich nuancierter und immer noch sehr verletzlich. Was die Platte aber so interessant macht, ist die Tatsache, dass in jedem Song ein kleiner Widerspruch steckt.

Da wäre der Opener „Bambi“, wo Clairos verträumte Stimme einen in andere Welten entführt, während sie davon singt, durch ihre Karriere zu wenig Zeit für wichtige Dinge zu haben.

Oder die Vorab-Single „Blouse“, die zwar bezaubernd und ätherisch klingt, sich aber um das so gar nicht schöne Thema Alltagssexismus dreht.

Auch das Instrumentalstück „Joanie“ – benannt nach ihrem kürzlich adoptierten Hund, der laut eigener Aussage ihren Blick aufs Leben verändert hat – ist faszinierend und zeigt, dass Cottrill mehr drauf hat, als nur zu singen. Ganz ohne Text schafft sie es auch hier, zu berühren.

Schon möglich, dass Clairo nur durch ganz schön viel Vitamin B zu ihrem Platten-Deal gekommen ist – Fakt ist aber, dass sie ihren Status als einer der Vorzeige-Popstars der Generation Z so schnell nicht abtreten wird, wie sie mit „Sling“ beweist.

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