Fast fünf Jahre sind vergangen seit dem letzten Album „Goodnight City“ von Martha Wainwright von 2016, in ihrer Diskographie eine recht große Lücke. Es ist wohl einfach das Leben dazwischengekommen.
Im Falle der kanadischen Folkmusikerin kam eine Scheidung dazwischen, von ihrem langjährigen Bassisten, mit dem sie zehn Jahre verheiratet war. Wenn auch kein klassisches Trennungsalbum, atmet ihr neues, sechstes Album die Schwere dieser Zeit aus jeder Pore.
Mit Songs, in denen es um „Body and Soul“ geht, oder das „Hole in My Heart“.
Die Fülle ihrer Emotionen, genauso wie ihre Gegensätzlichkeit, kondensiert „Rainbow“ innerhalb eines Songs: immer wieder wechselt er zwischen einer optimistischen Uptempo-Rocknummer im Refrain und dunklen, getriebenen Passagen dazwischen.
Es ist einer der interessantesten Songs auf dem Album, und tut ihm auch im Sinne einer musikalischen Abwechslung gut, schließlich besteht die LP sonst eher aus den leiseren Tönen. Aus Songs wie „Report Card“, wohl der Fluchtpunkt auf dem Album.
In über sechs Minuten verarbeitet die Musikerin die Erfahrung, wenn nach der Trennung die Kinder weg sind, die Schubladen leer und ihr Herz gebrochen. In einer Aufnahme, die wie eine Akustik-Live-Performance klingt, fühlt man sich der Künstlerin so nah wie in wenigen anderen Momenten der Platte.
Nicht nur als Publikum kann man sich von diesem Song mitreißen lassen, Martha Wainwright tut es hörbar auch. Wenn sie sich im Sog ihrer Songs verliert, ihre Stimme oft nur von einer reduzierten Gitarre begleitet wird, dann klingt sie mal leidenschaftlich und ausdrucksstark, mal auch angestrengt, fast kreischend.
Da ist es stellenweise keine leichte Hörerfahrung, diesem persönlichen Seelenstrip zuzuhören.
So schwer die vergangenen Jahre für Wainwright gewesen sein mögen, den größten Trost formuliert schließlich schon der Albumtitel: „Love Will Be Reborn“.