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The Killers – Pressure Machine

Bis heute lässt diese Gitarrenlinie – zumindest bei allen Indie-Rock-Fans jenseits der 25 – kein Auge trocken und lockt auch den letzten Tanzmuffel aus seinem Käfig. Die Rede ist von „Mr. Brightside“.

Seitdem sind 18 Jahre ins Land gezogen und spätestens seit The Killers zu pompösen Disco-Beats die Frage stellten: „Are we human / Or are we dancer?“ ist die Band um Brandon Flowers zwar im Mainstream angekommen, im Gegenzug aber zu großen Teilen auf der Abschussliste ihrer ursprünglichen Fanbase gelandet.

Mit „Pressure Machine“, das nur ein knappes Jahr nach „Imploding The Mirage“ erscheint,  erinnern die Killers im 20. Jahr ihrer Karriere allerdings plötzlich mehr an Bruce Springsteen als an Coldplay und Las Vegas.

Laut Flowers hat das aber nichts mit besagtem Jubiläum zu tun, sondern mit dem aufgezwungenen Stillstand durch die Pandemie. Zum ersten Mal seit langer Zeit sei der Frontmann mit Stille konfrontiert gewesen und daraus sei „Pressure Machine“ entstanden.

Das hört man dem siebten Album der Killers an. Statt buntem Feuerwerkspektakel erzählt Flowers zu introvertierten Arrangements Geschichten aus der kleinen Gemeinde Nephi in Utah, in der Flowers seine Teenagerjahre verbracht hat.

Man könnte „Pressure Machine“ als Konzeptalbum bezeichnen. Immer wieder werden Zitate von aktuellen Bewohnern Nephis eingespielt, die einen authentischen Einblick in das Leben in besagter Kleinstadt geben.

Spätestens bei „Quiet Town“ glaubt man, der Boss höchstpersönlich sei am Werk. Eine Mundharmonika, die den Abgesang auf Lyrics wie „Hard working people / If you’re in trouble / They lend you a hand / Here in this quiet town” übernimmt. Kleinstadtromantik vom Feinsten.

Natürlich ist es kein Geheimnis, dass Flowers bekennender Springsteen-Fan ist. So deutlich wie auf „Pressure Machine“ hat man das allerdings noch nie gehört.

Das beweist auch „Terrible Thing“, eine melancholische Akustik-Ballade, bei der Flowers sich zu Fingerpicking und Mundharmonika zurück nach Old Mill Park in Nephi träumt und nur der kurze Einsatz der Kopfstimme die immense Ähnlichkeit zu Springsteen verblassen lässt.

Mit ein bisschen Phantasie lässt „Sleepwalker“ Erinnerungen an das legendäre „When You Were Young“ wachwerden. Eben nur in deutlich weichgespülter. Aber die Nostalgie klingelt trotzdem.

Ob es jetzt Zufall ist oder nicht: Was für eine Freude, dass die Killers sich ausgerechnet zu ihrem Jubiläum so sehr auf ihre Wurzeln besinnen, wie in der letzten Dekade nicht mehr. Mit „Pressure Machine“ beweisen The Killers, das man kein knallbuntes Disco-Feuerwerk braucht, um den Funken überspringen zu lassen.

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