Theoretisch haben die Black Pumas sich in Sachen Zuschauerzahl vergrößert. Mitte Februar 2020 dürfte das Konzert der Band aus Texas eine der letzten Shows gewesen sein, die im Kölner Gloria noch stattgefunden haben, bevor es inmitten der roten Samtvorhänge viel zu lange still war.
Eine Pandemie später spielen die Black Pumas, immer noch nur mit ihrem Debütalbum im Gepäck, in der Live Music Hall auf, deren Kapazitätsgrenzen an diesem Abend dank besagter Coronaviren sicher nicht ausgereizt wurden.
Obwohl die Show ausverkauft ist, hat man angenehm viel Platz, den der ein oder andere gerne ausnutzt, um auch noch zum Ende der Show vorne in die erste Reihe zu preschen und dem musikalischen Feuerwerk zu huldigen, dass die siebenköpfige Band um Eric Burton und Adrian Quesada von der ersten Sekunde an abliefert.
Wer von den beiden Gründern in Sachen Live-Performance die Zügel in der Hand hat, steht völlig außer Frage. Selbstverständlich betritt Burton nach dem Intro als Letzter die Bühne und nimmt sich, während die anderen Bandmitglieder sich bereits über ihre Instrument hermachen, ausgiebig Zeit, von Rand zu Rand zu schlendern und mit offenen Armen das Kölner Publikum zu begrüßen.
Schon während des Openers „Next To You“, fallen seiner ausufernder Tanzeinlage erst die Sonnenbrille und kurze Zeit später der Hut zum Opfer. Kein Problem, denn wenige Sekunden später läuft ein hektischer Roadie auf die Bühne, der die beiden Accessoires sofort wieder in Griffweite für Burton platziert.
Was folgt, sind 90 Minuten Vollgas. Dass die Black Pumas nach zwei Monaten fast durchgängigen Tourens zusammenspielen wie eine perfekt geölte Maschine, ist keine Überraschung.
Umso schöner, dass auch Burton nach so vielen Shows immer noch eine unbändige Energie versprüht, der man sich nicht entziehen kann. Songs, die auf Platte entspannte Soul-Nummern sind, entfalten sich mit der Energie der Live-Show zu ausufernden Soundbestien, die die Zuschauer im Sturm erobern.
Immer wieder fordert Burton das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen auf, bringt mit seinem lässigen Tanzstil selbst die steifsten Hüften zum Schwingen oder schreit sich während „Confines“ die Seele aus dem Leib, während Gitarrist und Bassist sich mit rhythmischem Schaukeln gegenseitig zum krachigen Finale anheizen.
Die wenigen Momente, in denen Burton seine Sonnenbrille abnimmt, nutzt er für intensive Blicke ins Publikum. Zu „Know You Better“ schlendert er am Bühnenrand entlang und macht sein Versprechen, die Leute besser kennenlernen zu wollen, zumindest im Ansatz wahr, indem er die Hände einiger Glücklicher in der ersten Reihe berührt, bevor er sich kurze Zeit später an den Bühnenrand setzt und auch in dieser Haltung jeden Ton mit absoluter Präzision trifft.
Nach „OCT 33“ wird es nach einem kurzen Intro plötzlich ganz still und das Spotlight fällt allein auf Burton. Der schickt seinen Roadie, der im Knien eine neue Gitarre anbietet, mit einer kurzen Handbewegung wieder weg und stimmt das unverkennbare Gitarrenriff von „Colors“ an, bevor er nach Ende des Songs als Erster die Bühne verlässt.
Vor der Zugabe gibt es einen kleinen Textsicherheitskurs. Burton rezitiert den Refrain von „Ain’t No Love In The Heart Of The City” als Frage- und Antwortspiel mit dem Publikum, damit zum Schluss auch wirklich alle mitsingen.
Als Burton zum letzten Song „Fire“ mehrfach die Worte „Smooth sailing“ singt, könnte man ihm nicht mehr zustimmen.