Die deutsche Sprache ist bekanntlich die der Dichter und Denker. Woher diese Bezeichnung rührt, ist bis heute logisch: Die vielzähligen Synonyme oder Worte mit doppelter Bedeutung sind wie gemacht für lyrische Texte.
Ausgerechnet in der deutschen Popmusik kommt es allerdings gehäuft vor, dass nur noch aneinander gereihte Phrasen die Songtexte füllen. Juno17 beweisen auf „Wahrheit“, dass dieser Trend auch in rockigen Gefilden angekommen ist.
Dabei ist Alternative-Rock sowieso schon so eine Sache. Wo dynamische Drums und eine breite Gitarrenwelle gerade noch mitreißend und innovativ geklungen haben, können sie im nächsten Moment schon zu pathetisch und erzwungen wirken. Es ist ein schmaler Grat.
Aber was kommt nun bei diesen beiden Elementen Deutsch-Pop und Alternative-Rock heraus – Schlagerrock? Der Begriff scheint in Anbetracht der Tatsache, dass Juno17s Texte ebenso auf dem neuen Album von Helene Fischer zu finden sein könnten, gar nicht so abwegig. Alleine das wäre noch keine Kritik, als Künstlerin muss man Fischer durchaus ernst nehmen.
Allerdings finden sich einfach zu viele verbrauchte Phrasen auf dem Album. Und das, obwohl die Band im hymnenhaften „Anfangen Loszulassen“ sich selbst über Kalendersprüche amüsiert. In ihren Worten mag die „Wahrheit“ stecken, aber es sind nun mal auch durchgekaute Worte, die ebenso durch seichten Pop gespült werden könnten.
„Es gibt noch so vieles zu erreichen/Schalt’ die Bedenken aus/Du bist nicht allein“, singt Frontmann Philipp Hofmann etwa in „Ab heute“. In „Beste Verlierer“ folgen bei „Du bist genau wie ich/ Ich seh’s in Deinem Gesicht“ holprige Reime, oder jene, die viel zu einfach sind wie „gut“ auf „tut“.
Auf die Spitze geführt wird das in „Das Leben der anderen“. Hier soll sich zuerst „nicht“ dreimal hintereinander reimen, bis noch „schlicht“ und „billig“ folgen.
Beim Härtegrad von Gitarrensounds und Drums variieren Juno17 auf „Wahrheit“ stark. So nähert sich die Band Schlager und dem ZDF Fernsehgarten tatsächlich verdächtig nahe („Beste Verlierer“), um im nächsten Moment beim Titelsong „Wahrheit“ total aufzudrehen.
In Kombination mit dem halbherzigen Umgang mit deutscher Sprache ist beides unangenehm.