Mit der EP „Hologram“ von 2021 brachten A Place To Bury Strangers die Öffentlichkeit auf den neuesten Stand der Bandsituation – sowohl was die Besetzung angeht, als auch die musikalische Position.

Zusammen mit seinen neuen Mitstreiter*innen John Fedowitz am Bass und Schlagzeugerin Sandra Fedowitz gibt der Chef der „lautesten Band New Yorks“ Oliver Ackermann bekannt, dass es trotz personeller Umstrukturierung im Kern immer noch dieselbe Band wie schon zu Zeiten des 2018er Albums „Pinned“ ist. So weit, so gut.

Doch was ist geblieben? Nach wie vor kratzt das Trio mit obszönem Noise-Rock, wie auch mit fuzzigen und düsteren Soundwänden an jeglichen Schmerz- und Gefühlsgrenzen. Nach wie vor erkennt man einen Song von A Place To Bury Strangers nach wenigen Sekunden rein an den extrem verzerrten Klangwelten eines Ackermann.

Anders wurde allerdings die Emotionalität, oder besser gesagt das bewusste Weglassen eben jener: Gefühlvolle Takte schraubt die Band zurück. Hier setzt nun das sechste Album „See Through You“ an.

Träumerische Klangbilder werden selten gemalt – und wenn, dann in dunklen, schweren Farben. Schaut man unter die kratzige Noise-Decke, finden sich post-punkige Exzesse, zu denen man am liebsten in einem zwielichtigen New Yorker Goth-Club in blutrotem Licht tanzen würde.

Ob die dann und wann auftauchenden, ruppig-frechen Garage-Rock-Riffs den „comic relief“ durchsetzen können, ist fraglich. Denn, während man sich für einige Sekunden in stoisch tanzender Sicherheit wähnt, schichten sich die Fuzz-Gitarren auf, alles verschwimmt im übersteuerten Shoegaze-Chaos, man verliert die Orientierung.

A Place To Bury Strangers irritieren völlig bewusst, drehen ihre Effektpedale bis an den Rand des Schwindels und Kopfschmerzes auf. Mit stampfenden Rhythmen und repetitiven Melodien mäandert etwa „I’m Hurt“ daher, dreht die Verzerrung bis zur Unerträglichkeit auf und erlöst darauf wieder – Zuckerbrot und Peitsche für die Hörer*innen.

Dann schleichen sich doch kleine Lichtblicke in die Tracklist: Die in Noise gehüllte Power-Pop-Nummer „Anyone But You“ etwa könnte bei anderen Bands mit den 90s-Gitarren und dem Uptempo-Beat fast schon gute Laune machen, „Broken“ liefert sogar so etwas wie normalen Indie-Rock und Dance-Punk der 2000er.

Die Geschichte von „See Through You“ ist zuerst eine tieftraurige, selbstzerstörerische, verletzte und nahezu depressive. Später aber auch eine leicht hoffnungsvolle, sentimentale.

Der letzte Song der Platte, „Love Reaches Out“, lässt einen positiven Schlussstrich übrig: Übe dich in Geduld, Liebe und Gemeinschaft – wie schwer es auch fällt, den Kopf hoch und den Blick nach vorn zu halten.

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