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Bonobo – Live im Palladium, Köln

An diesem Sonntag könnten die Grenzen zwischen E-Werk und Palladium kaum klarer gezogen sein. Vor dem Einlass kann man von einigen Sicherheitsangestellten schon die angenervte Frage vernehmen, auf welches Konzert man denn gehen wolle.

Während gegenüber der Deutschrapper GReeeN ein eher jüngeres Publikum anzieht, stehen beim Briten Bonobo, der immerhin schon seit über 20 Jahren Musik veröffentlicht, alle Altersklassen vor der Halle und vor der Bühne. Die Verwechslungen sind aber durchaus gerechtfertigt, schließlich heißt Bonobo mit bürgerlichem Namen Simon Green.

Es ist voll im Palladium, fühlt sich aber – auch wegen des schlauchförmigen Layouts der Location – nie überfüllt an. Der Support des Abends, Poté, der Bonobo nicht zum ersten Mal auf seiner Tour unterstützt, wärmt das Publikum mit einer beeindruckenden Solo-Performance auf, die ihm sicherlich einige neue Fans erspielt.

Kurz vor Beginn des Hauptacts erspähen einige Konzertgänger*innen den Musiker auf einem Balkon über der Bühne und jubeln ihm zu. Als dann der Großmeister die Bühne betritt, bricht das Palladium in euphorischen Applaus aus.

Die Bühne wird noch von spärlicher Beleuchtung und reichlich Nebel verschleiert, als die ganze Band mit “Rosewood” schon den ersten Song des aktuellen Albums “Fragments” anstimmt. Bonobo selbst steht inmitten seiner zahlreichen Live-Musiker*innen wie ein Dirigent auf einem Podest, auf dem mehrere Instrumente auf den Multi-Instrumentalisten warten.

Zu Beginn bleibt es noch dunkel, die Hintergrundbeleuchtung macht aus Bonobo und seiner Band Schattengestalten inmitten stetig wechselnder Farbstimmungen. Die imposante Lichtgestaltung, die zudem für jeden Song individuell angepasst wird entfaltet sich erst ab dem zweiten Track.

Ein gigantischer Bildschirm im Hintergrund erinnert an die virtuellen LED-Sets von The Mandalorian und lässt das Publikum zwischen schwebenden Gesteinsbrocken, psychedelischen Wäldern und animierten Lavaströmen tanzen.

Unterstützt wird der visuelle Eindruck noch durch zahlreiche Leuchtstäbe, die auf der Bühne und um die Bühne herum im Takt vibrierendes Licht ausstrahlen oder die Bühne rahmen. Irgendwann tauchen die leuchtenden Stäbe sogar auf der LED-Wand auf und lassen das visuelle Konzept zu einem immersiven Gesamteindruck verschmelzen.

Das Publikum ist – leider besonders in den ruhigen Momenten des Sets – eher unruhig. Laute Gespräche, die in der pensionierten Maschinenbauhalle tausendfach widerhallen, lassen die Grundstimmung zu einer rastlosen und etwas desinteressierten werden, ehe Bonobo wieder tanzbarere Tracks anbietet.

Entschleunigte Passagen werden hingegen häufig für das Ende eines Songs gehalten und mit frenetischem Jubel übertönt. Ironische “I want a child from you”s wechseln sich ab mit zahlreichen “Bonobo”-Rufen.

Dieses Wechselspiel wiederholt sich durch das gesamte Set hinweg immer wieder und wird nur von kurzen Wellen der ungeteilten Aufmerksamkeit unterbrochen, die insbesondere dann eintreten, wenn eines der vielen auf der Bühne anwesenden Instrumente ein Solo spielt oder die atmosphärische Musik Bonobos durch Live-Gesang begleitet wird.

Nach dem Ende des Sets und der reichlich eingeforderten Zugabe sind die Straßen Kölns nass – vom ersten Regen seit Wochen. Es riecht nach abkühlendem Asphalt und ein bisschen muffig.

Wie es wohl im E-Werk war? Nur 200 Meter entfernt hatten tausende Menschen einen ganz anderen Abend und gehen hoffentlich mit demselben warmen Gefühl nach Hause, das einen kurz vergessen lässt, dass morgen schon wieder Montag ist.

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