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Dieser Prozess lässt sich nicht steuern – Gus Englehorn im Interview

Melodien für musikalische Querdenker, Riffs für Schrammelfreunde und Refrains für eine Welt abseits der Norm: Gus Englehorn liefert mit seinem zweiten Studioalbum “Dungeon Master” den ultimativen Outsider-Soundtrack. Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums trafen wir Gus Englehorn zum Interview und plauderten über Isolation, Inspiration und ganz spezielle Menschen.

MusikBlog: Gus, der Titel deines neuen Albums weckt vor allem bei älteren Rollenspiel-Semestern Erinnerungen. Welche Rolle spielt der “Dungeon Master” in deinem Leben?

Gus Englehorn: (lacht) Der Albumtitel entstand eher aus einem Zufall heraus. Kurz nach der Veröffentlichung meines ersten Albums sprach mich jemand an, der meinte, dass er irgendwie in der Lage sei, zwischen meiner Musik und seinen “Dungeon-Master”-Erinnerungen eine Verbindung herzustellen. Ich bin manchmal sehr impulsiv und spontan, wenn es um Entscheidungen geht. Als ich mich dann im Zuge der Arbeiten für das neue Album in einer einsamen Waldhütte wiederfand, dachte ich mir, dass “Dungeon Master” doch ein guter Albumtitel wäre. Ich weiß nicht, manchmal passieren die Dinge einfach, wie sie passieren.

MusikBlog: Wer ist auf dem Albumcover zu sehen? Der einstige Unbekannte?

Gus Englehorn: Oh nein, das ist mein kleiner autistischer Bruder. Das Foto ist auch schon acht oder neun Jahre alt. Wir fanden einfach, dass es wunderbar zum Titel passt.

MusikBlog: Dir eilt ein wenig der Ruf voraus, dass du gerne abgeschieden und isoliert an deiner Musik arbeitest. Demnach dürfte die Pandemie keinen großen Einfluss auf den Produktionsprozess gehabt haben, oder?

Gus Englehorn: Das hat mich in der Tat überhaupt nicht beeinflusst. Ich bin wirklich jemand, der am liebsten in seinem stillen Kämmerlein arbeitet und tüftelt. So war das schon immer. Diesmal war es so, dass wir für das Album aus Montreal weggezogen sind. Das war irgendwie alles irgendwann zu teuer für meine Frau und mich. Die Eltern meiner Frau haben uns dann eine coole, ziemlich isolierte Hütte zur Verfügung gestellt. Dort haben wir dann nicht nur gelebt, sondern auch das Album fertiggestellt.

MusikBlog: Abermals präsentierst du dich in punkto Sound und Struktur fernab der Norm. Der Pressetext beschreibt “Dungeon Master” als das “süßeste, härteste und seltsamste Rock’n’Roll-Album des Jahres”. Stimmst du dem zu?

Gus Englehorn: (lacht) Ich bin immer total im Tunnel, wenn ich Songs schreibe. Das ist ein sehr intensiver Prozess, bei dem eigentlich nie etwas nach Plan läuft. Diese Songs entstehen einfach. Ich weiß, dass da einige bizarre Sachen das Licht der Welt erblicken. Aber dieser Prozess lässt sich nicht steuern. Manchmal wünschte ich mir, dass ich ein größeres Publikum erreichen könnte. Aber dann höre ich die Songs und denke mir: Das wird schwierig. (lacht)

MusikBlog: Wirst du beim Songwritingprozess inspirationstechnisch begleitet und an die Hand genommen?

Gus Englehorn: Auf jeden Fall. Ich höre eigentlich durchgehend Musik. Manchmal komme ich von Snoop Dogg nicht los. Dann sind es wieder die Pixies. In meinem Kopf ist ständig Musik präsent. Die inspiriert mich dann natürlich auch, wenn es um das Schreiben von eigenen Songs geht.

MusikBlog: Wie entsteht bei dir ein Song? Was genau passiert wann?

Gus Englehorn: Das ist meist ein ziemlich langer Prozess. Ich bin nicht der Typ, der mal ganz nebenbei ein paar Songs in einem Rutsch fertigstellt. Bei mir braucht das immer etwas mehr Zeit. Ich bin auch eher der Sammler, der immer mal wieder bestimmte Einfälle für ganz bestimmte Parts hat und diese dann irgendwann zueinander führt.

MusikBlog: Du bist in Hawaii und in Alaska aufgewachsen. Was hat diese Kindheit und diese Jugend in dir ausgelöst?

Gus Englehorn: Diese Zeit und diese Orte sind ganz tief und fest in mir verwurzelt. Ich denke, dass die Menschen in Hawaii und auch in Alaska sehr spezielle Menschen sind. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Die Ort sind schon sehr besonders, die extremen Jahreszeiten, einfach alles. Das färbt natürlich auf die Leute ab. Ich bin da nicht anders, denke ich.

MusikBlog: Du warst mal ein ziemlich erfolgreicher Snowboard-Profi? Wann genau hat die Musik in deinem Leben das Kommando übernommen?

Gus Englehorn: Ich war wirklich gut auf dem Board unterwegs. Das war eine sehr schöne Zeit. Ich hatte viele Sponsoren und ein Leben, dass sich richtig gut angefühlt hat. Irgendwann habe ich es aber ein bisschen schleifen lassen. In dieser Zeit haben sich dann einige wichtige Sponsoren verabschiedet, so dass ich gezwungen war, mir andere Dinge im Leben zu suchen. Die Musik spielte zu dem Zeitpunkt bereits eine sehr große Rolle in meinem Leben. Es kam dann einfach dazu, dass die Musik irgendwann an erster Stelle stand.

MusikBlog: An dem Zustand hat sich bis heute nichts mehr verändert?

Gus Englehorn: Nein, ich bin immer noch besessen von Musik. Wenn ich morgens aufstehe, schnappe ich mir die Gitarre. Wenn ich könnte, dann würde ich den ganzen Tag nichts anderes machen. Ich würde nur Gitarre spielen und Lieder schreiben. Das ist mein Ding, meine Welt. An manchen Tagen läuft es auch so. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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