MusikBlog - Entdecke neue Musik

Let’s Eat Grandma – Two Ribbons

In Zeiten, in denen Rechtschreibung an Grundschulen nur noch nach Hörensagen gelehrt wird, scheint sachgemäße Interpunktion wie luxuriöse Expertise, die den meisten vorenthalten bleibt. Dabei können Kommata doch den ganz großen Unterschied machen. Das wissen auch Let’s Eat Grandma, deren ironischer Bandname sich genau auf diese Tatsache bezieht.

Wo sich das Duo Rosa Walton und Jenny Hollingsworth aus Norwich, die seit jüngsten Kindertagen eine tiefe Freundschaft verbindet, auf ihrem Debütalbum “I, Gemini” im bestmöglichen Sinne noch auf diese Art von banalem Humor, gepaart mit entsprechend blödeliger Instrumentierung bewegte, ließen sie einen großen Teil ihrer Infantilität bereits auf dem Nachfolger „I’m All Ears“ hinter sich. „Two Ribbons“ geht diesen Schritt in die Welt des Erwachsenwerdens konsequent weiter.

Manchmal lassen einem auch die äußeren Umstände keine andere Wahl. So ähnlich könnte es auch Hollingworth gegangen sein, denn einer der besten Songs auf „Two Ribbons“ basiert auf einer fürchterlichen Tragödie.

Man hört es weder den fröhlichen Synthies, noch dem treibenden Beats oder der unaufgeregten Gesangsmelodie in „Watching You Go“ an, dass Hollingworth in diesem Vierminüter den frühen Tod ihres Freundes Billy Clayton beklagt, der ebenfalls Musiker war und mit 22 an einer raren Form von Knochenkrebs gestorben ist.

Wenn man dann also genauer hinhört, dann schleicht sich diese Melancholie unauffällig durch die Hintertüre ein und hinterlässt spätestens mit dem aufgehenden Refrain einen kleinen Kloß im Hals.

Aber „Two Ribbons“ ist keinesfalls eine Trauerplatte, auch wenn die zweite Hälfte des Albums etwas ruhiger ausfällt. Vielmehr haben Let’s Eat Grandma ihren Alternative-Pop, der vorher in alle erdenklichen Richtungen ausschlug, deutlich mehr fokussiert und die Irrungen und Wirrungen hinter sich gelassen.

„Two Ribbons“ besticht durch eine Basis aus cleverem Synth-Pop, der auch mal Platz für träumerische Akustik-Balladen wie „Strange Conversations“ lässt, sich aber genauso gut auch mit buntem Instrumenten-Feuerwerk, wie im euphorischen Opener „Happy New Year“, selbst feiert.

Wenn das Älterwerden ist, dann doch gerne her damit.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke