2014 brachten Röyksopp mit “The Inevitable End” ein passend betiteltes Album heraus, das ihre letzte LP sein sollte. Und je nachdem, wie man es betrachtet, halten die Norweger mit dem Projekt “Profound Mysteries” dieses Versprechen irgendwie immer noch ein.
Denn auch, wenn die Musik in gängigen physischen und digitalen Formaten veröffentlicht wird, nennen Svein Berge und Torbjørn Brundtland das Werk ein “konzeptuelles Projekt”.
Mithilfe der Konzepte “Klang” und “Gefühle” stellt das Duo viele sehr große Fragen. Laut den kleinen Begleittexten, die sie auf ihrer neu aufgesetzen Website oder den frischen Kanälen in sozialen Netzwerken schreiben, kennen die beiden allerdings die Antworten selbst nicht.
“(Nothing But) Ashes…” etwa schafft mit einigen tieftraurigen Klaviertönen und ein wenig leisem Synth-Wabern drumherum einen unverhofft melancholischen Schlag in die Magengrube, der einen ersten Blick in die komplexe Gefühlswelt von “Profound Mysteries” zulässt.
Mit “The Ladder” findet ein Stück den Weg in die Tracklist, das mit klammer No-Wave-Ästhetik eine klaustrophobische Stimmung herbeibeschwört, die alleine schon beim Zuhören die Luftwege abschnürt.
Einen eindeutigen Hit hat die Platte am Ende aber doch: “Impossible” mit Alison Goldfrapp am Gesang ist mit seinem unnachgiebig stampfenden Beat, den elektronischen Bass-Attacken und den verträumten Klangteppichen ein perfekter Kandidat, um in den Clubs der Welt rauf und runter gespielt zu werden.
Was jedoch alle Stücke auszeichnet, ist eine nicht immer ganz greifbare Form von Sehnsucht, von Traurigkeit und Nihilismus, die weniger laut hinaus geschrien werden will, sondern sich am liebsten verkriechen und nie wieder herauskommen mag.
Hinzu kommen ergänzende Kurzfilme, die die beiden Produzenten mit verschiedenen europäischen Filmemachern konzipierten und damit die bizarre Psyche des Menschen weiter auseinander nehmen – Popcornkino ist hier nicht zu finden.
Vielmehr schaffen Röyksopp ein Gesamtwerk, das durchaus als faszinierende Kunst anzusehen ist. Sie regt zum Nachdenken über die eigene Existenz an, sie macht damit Angst und jagt kalte Schauer über den Rücken.
Es bleibt faszinierend, welche Gefühlswelten Röyksopp fast ausschließlich mit elektronischen Klängen zu erforschen vermögen. “Profound Mysteries” ist keine wohltuende Reise, aber eine erfüllende und schmerzhaft tiefgehende.