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Ibeyi – Spell 31

Es gibt Künstler, da weiß man auch nach Dekaden der Karriere nicht so wirklich, wie deren Namen eigentlich richtig ausgesprochen wird. Das belegt beispielsweise die Tatsache, dass es auch im Jahr 2020 noch Videos mit dem Titel „How to pronounce Bon Iver (correctly)“ in die Welt des Internets geschafft und Klickzahlen im fünfstelligen Bereich haben.

Und auch wenn Ibeyi nicht zu den größten Herausforderungen in dieser Kategorie zählt, werden auf „Spell 31“ alle eventuellen Unsicherheiten ausgebügelt.

Denn in „Sister 2 Sister“ tanzen die beiden Zwillinge Lisa-Kaindé und Naomi Díaz lyrisch nicht nur gemeinsam zu Shakira vorm Spiegel und sampeln sich selbst, sondern stellen zu dumpfen Beats und spärlichen Harmonien perfekt harmonierend gleich mehrere Dinge klar: „Twins are the same is a cliché / Here’s how you say it: Ibeyi“.

Die musikalische Basis der französisch-kubanischen Duos hat sich auf „Spell 31“ nicht massiv verändert, klingt wohl aber deutlich aufgeräumter und reduzierter: Die Weltmusik-Wurzeln lassen sich demnach auch auf dem dritten Album nicht von der Hand weisen.

Den Weg in Richtung Mainstream-Radar, den die beiden bereits mit dem Vorgänger „Ash“ eingeschlagen hatten, gehen Ibeyi mit „Spell 31“ jedoch konsequent weiter. Das merkt man gleich am Opener „Sangoma“, der als Ballade anmutet und die musikalischen Grundzutaten klarstellt:

Hallende Beats, die sich erst zum zweiten Refrain ihren afrikanischen Einfluss offensichtlich auf die Fahne schreiben, hintergründige Flächen und dazu der perfekt harmonierende Gesang der beiden Frauen.

So lassen sich die meisten Songs auf „Spell 31“ beschrieben, nur eben in unterschiedlichen Tempi und Gemütszuständen. Wo Songs wie „Sangoma“ oder „Tears Are Our Medicine“ beispielsweise überraschend introvertiert daherkommen, klingt „Made Of Gold“, bei dem der britische Rapper Pa Salieu einen Gastauftritt hat, vielmehr nach Kampfansage.

Das gewagteste Unterfangen auf „Spell 31“ dürfte aber „Rise Above“ sein. Der Titel kommt einem bekannt vor? Richtig, denn die Veteranen Black Flag sind Urheber dieses Herzstücks des Punks. Die Originalversion haben Ibeyi laut eigener Aussage vor ihrem Cover nie gehört.

Vielleicht auch besser so, denn wer weiß, ob „Rise Above“ sich mit diesem Input auch zu dieser überlebensgroßen R’n’B-Nummer, die konträrer zum Original kaum sein könnte, ihm gleichzeitig aber in Nichts nachsteht, entwickelt hätte.

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