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Liam Gallagher – C’Mon You Know

Nichts und niemand beeindruckt einen Liam Gallagher, selbst dem Corona-Virus zeigte er via Live-Stream-Konzert auf der Themse den Mittelfinger.

Gallagher ist ein Mann, der seit jeher seine Musik im Hier und Jetzt verortet wissen will, für den ein Song jedoch immer nur ein Song ist, der sich gut singen lassen und keine tieferen Botschaften transportieren muss.

Doch hat er auf seinem neuen Album “C’Mon You Know” zwischen die Akkorde seines neuen Materials ein wenig von der Demut komponiert, die – „Too Good For Giving Up“ – während der Pandemie in Gedanken an die Selbstverständlichkeiten des Lebens aufkam.

Im zum Perpetuum mobile gewordenen medialen Geschwisterzwist, blieb er auch musikalisch auf Augenhöhe mit Songschreiber-Legende Noel, kassierte der kleine Bruder für „As You Were“ und „Why Me? Why Not.“ auf der Insel Gold- und Platin.

Auf „C’mon You Know“ (zeitgleich erscheint die Lockdown-Live-Platte „Down By The River Thames“) liefert der 49-Jährige einige Britpop-Updates, die sowohl Genre-Puristen als auch Oasis-Fans die ein oder andere Freudenträne in die Augen treiben dürften.

In diesen Fällen – „Don’t Go Halfway“ – gibt es voluminösen Sound und satte Gitarren, die, aufgeboostert mit euphorische Streicher die Tracks auf dem entsprechenden Kurs halten.

„Reeling“, „Feeling“ – die Vokale werden von ihm gesungen noch immer wie Gummibänder, klappert der Protagonist ausgiebig mit den Maracas; die sanfteren Töne, die er im Verlauf anschlägt, sind Rudimente seiner ursprüngliche Intention, ein Album voller Liebeslieder einzuspielen.

Diese Variante behält er sich für die kommenden Jahre ausdrücklich vor, denn abgesehen von seiner kaputten Hüfte und dem Wunsch, in einer vollwertigen Band zu spielen, fühlt sich der Musiker konsolidiert, ist „I’m Free“ eine durchaus authentische Aussage, strebten bereits „Better Days“ und der Titeltrack im Vorfeld den neuen Ufern der Zukunft zu.

Der Chor, der den Einsteiger “More Power” neben den fetten Moog-Synthies trägt, ist in den griffigen Arrangements ein so nachvollziehbares Stilmittel wie der Ausflug von “Diamond In The Dark” in die Swinging Sixties.

Die Experimentierfreudigkeit von Hauptproduzent Andrew Wyatt in Form blecherner Hall-Effekte, randomisierter Drumcomputereinsätzen und Reggae-Ausflügen scheint hingegen verzichtbar.

„Tonight, I’m a rock ‘n’ roll star“ sang Liam Gallagher vor beinahe drei Jahrzehnten und bleibt es bis heute. Denn er hat dafür noch immer die Attitüde und auf „C’mon You Know“ auch wieder einige passende Songs dazu.

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