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Lykke Li – EYEYE

Vor vier Jahren wollte Lykke Li noch „so sad so sexy“ sein und das hat mehr schlecht als recht hingehauen. 2022 hingegen ist die Schwedin einfach nur noch tieftraurig. Das nimmt man der mittlerweile 36-Jährigen schon deutlich mehr ab, trotzdem bringt „EYEYE“ (das man schlicht „eye“ ausspricht und so schon mit dem Titel die erste Frage aufwirft) seine eigenen Schwierigkeiten mit sich.

Man kann guten Gewissens von einer Drehung um 180 Grad sprechen. Die Fans, die Lykke Ly mit Unterstützung von Produzent Jeff Bhasker, der schon bei Rihanna an den Reglern drehte, mit der tanzwütigen 0815-R&B-Klatsche des Vorgängers „so sad so sexy“ verprellt hat, könnten mit „EYEYE“ nochmal hellhörig werden.

Nicht nur hinsichtlich der Produzentenwahl, die auf den altbekannten Björn Yttling fiel, der ihr bereits bei ihren ersten beiden Alben zur Seite stand, dreht Lykke Li die Regler mit aller Gewalt auf Anfang.

Zusätzlich erlegte sich die Schwedin für „EYEYE“ einige Prämissen auf: keine digitalen Instrumente, keine Clicktracks, keine Kopfhörer. Das Album entstand komplett im Schlafzimmer, während der Gesang durch ein günstiges Schlagzeugmikrofon aufgenommen wurde. Vielmehr Erläuterung hinsichtlich des Sounds von „EYEYE“ bedarf es gar nicht.

In 33 Minuten, die kein Zufall, sondern ebenso wie der Titel ein bewusst gewähltes Palindrom sind, sinniert Lykke Li bei spärlicher Instrumentierung, die wie in „Happy Hurts“ mal auf samtigen Synthies und subtiler Percussion, oder in „You Don’t Go“ auf larmoyanten Gitarren basiert, über jegliche Facetten der Liebe und des Kummers.

Womit sich auch die exzessive Nutzung der Palindrome erklären ließe, denn zumindest Lykke Li sieht die Liebe als sich immer wiederholender Zyklus zwischen frühlingshaftem Liebestaumel und gebrochener Herzen.

Um die Illusion des Kreises perfekt zu machen, gibt es zu „EYEYE“ auch noch visuellen Input in Form von einminütigen Loop-Videos, die laut Regisseur Theo Lindquist die Ambition haben, die Schönheit und Grandezza eines dreistündigen Arthouse-Film in die Welt der modernen Medien, also auf die Smartphone-Bildschirme, zu transportieren. Gewagtes Vorhaben.

Man merkt schnell, hinter „EYEYE“ steckt viel Konzept. Vielleicht zu viel, denn trotz (oder gerade wegen?) aller Bemühung kratzen viele Songs nur an der Oberfläche und können auch mit netten Melodien und schönen Arrangements nicht die emotionale Tiefe transportieren, auf die Lykke Li abzielt.

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