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Blue Luminaire – Terroir

Ein ‘Terroir’ kann zu Deutsch von Boden über Region bis zu Land ganz verschiedene geographische Begriffe meinen. Eine eindeutige, emotionale Semantik schwingt bei diesen Begriffen höchstens unterschwellig mit, die wahre Bedeutungskraft muss schon durch konkrete Beschreibungen des Areals hinzukommen.

Mit dem Debütalbum “Terroir” des Projekts Blue Luminaire überzieht Nick Martin die besungene Fläche mit einer dichten Nebelwand, die je nach Situation in unterschiedlichen Farben schimmert.

Als Kind eines klassischen Pianisten nahm Martin schon in jungen Jahren Musik fernab der Popkultur auf. Der eigene musikalische Output findet nun in einem ganz eigenen Universum statt. In diesem werden mehr Seelen gestreichelt als Katzen im Katzencafé.

Dafür setzt Blue Luminaire auf aufeinander geschichtete Stimmen und den sanften Einsatz von Instrumenten. Der wahre Zauber entsteht, da dieser Klang trotz seiner organischen Herkunft unwirklich und formlos wirkt, nahezu geisterhaft.

Versucht man, “Terroir” zu greifen, entwischt es einem wie eine Seifenblase, wie eine Fata Morgana, wie ein Schatten. Je nach Stimmung des jeweiligen Tracks. Die Komposition der neun Stücke ist dabei gleichzeitig schlicht und raumfüllend, bleibt immer schemenhaft.

Im Laufe des Albums werden merklich mehr Elemente hinzugefügt, einige musikalischen Themen werden aber auch wieder und wieder aufgegriffen. Bei “Let Go” klingt das noch nach einem Alter Ego des Kammer-Pop von Antony And The Johnsons, getragen von einem sanften Zupf-Instrument.

Im Feature “Held” findet das Album hingegen den ein eingängigsten und damit auch intensivsten Moment. Ist “Terroir” an irgendeiner Stelle spürbar menschlich und intim, dann hier. Was nicht heißen soll, “Terroir” wäre ansonsten distanziert und kühl – ganz im Gegenteil.

Man kann kaum verstehen, was die Stimmen in “Closeness Sighs” formulieren, doch ihre dramatischen und impulsiven Harmonien berühren einen Fleck ganz tief im Herzen. Auch “Worlds” führt dieses Spiel auf die Spitze, wird nahezu hymnisch. “Learn To Trust” wiederum bringt die Schwermut auf die Platte.

Am Ende ist “Terroir” deswegen auch viel mehr ein Gefühl als ein herkömmliches Album-Erlebnis. Einzelne Songs bleiben dabei weniger im Gedächtnis, doch man kann die Schemen der thematisierten Landschaft erahnen. Und hierhin kommt man gerne zum Träumen zurück.

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