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Björk – Fossora

“For fans of…” funktioniert bei Björk nicht. Auch nicht beim zehnten Studioalbum, mit dem die Isländerin in ihre mystische Welt einlädt. Ihr Sound ist zu sperrig, zu eigensinnig, zu markant, um irgendwelche Verweise heranzuziehen. Das ist sehr schön – aber auch nicht immer leicht konsumierbar.

Immerhin kann niemand Björk Guðmundsdóttir vorwerfen, vor lauter Altersmüdigkeit (mit 57 Jahren gehört sie in der Pop-Welt nun mal zum alten Eisen, junge Stimme hin oder her) bequem geworden zu sein. Nein, “Fossora” ist dafür noch immer zu ungreifbar, flutscht durch die Finger wie die Pilze, die Albumcover, Kulisse und Songtexte zieren.

Aber wer Björk zu fassen bekommen wollte, hat die letzten Jahrzehnte ohnehin nicht richtig aufgepasst. Man sollte es viel mehr genießen, dieses irre Gipfeltreffen aus märchenhaften Streichern, Bläsern und Streichern, das mal dem Trip-Hop ihrer Anfangstage huldigt (“Fagurt Er í Fjörðum”), aber auch mit imposanter Spielfreude ein Mini-Musical auf die Bühne bringt (“Fungal City” mit Featuregast serpentwithfeet).

“Fossora” wird in all dieser Spannweite aber vor allem von Stimmen getragen. Allen voran natürlich von Björks selbst, die wieder flüstert, murmelt, brodelt, vorantreibt, davon schwebt. Hinzu kommen andere Spielereien, wie im zerrupften und gleichsam getragenen “Sorrowful Soil” oder dem Kopfhörer-Pflichthörtipp “Allow” mit Emilie Nicolas.

All das entspricht jedoch noch am ehesten den westlich geprägten Hörgewohnheiten, richtig schräg wird es glücklicherweise aber auch. Zum Beispiel in “Mycelia”, bei dem auch einfach ein Kätzchen über eine Keyboard-Tastatur getapselt sein könnte, oder in “Trölla-Gabba” mit Kasimyn, für das man gar keine Worte finden kann.

Für solche Momente freut man sich auf ein Björk-Album, denn alleine die Produktion von Stücken wie dem von Harfen getragenen “Freefall” verzaubert. Und das auf eine Weise, die bis heute unverkennbar und merkwürdigerweise auch unkopiert ist.

“Fossora” ist sicherlich nicht das aufregendste, außergewöhnlichste Album von Björk und der ein oder andere Hit hätte nicht geschadet. Wer Art-Pop sagt, muss aber auch heute noch Björk antworten. Und alleine dafür lohnt sich jede Reise in diese mysteriöse Anders-Welt.

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