Die Hoffnung auf ein gutes Ende der Klimakrise ist gefühlt tatsächlich Schnee von gestern. Mit seinem neuen Album “Snow From Yesterday” bringt der Multiinstrumentalist Manu Delago den Status Quo der Welt in einem fließenden, breitflächigen Mix aus Jazz, Ambient und Klassik auf Platte. Ein Werk mit großen Ambitionen.
Delago kennen viele vielleicht nicht unbedingt für sein Solo-Schaffen, auch wenn der österreichische Musiker hier bereits mit dem renommierten London Symphony Orchestra zusammengearbeitet hat. Seine Kooperationen mit Größen wie Björk, Ólafur Arnalds oder Anoushka Shankar hingegen werden mit großer Sicherheit schon mehr offene Ohren erreicht haben.
Wie die Referenz-Namen schon andeuten, erwartet Hörer*innen bei Delagos Sound eine stilvolle Mischung aus reduzierter Klang-Ästhetik und bedeutsamer Emotionalität. Über das gesamte Album hinweg bleibt die Stimmung dabei kühl und auch etwas trostlos, wie das Eismeer des Albumcovers.
Als Sahnehäubchen der Platte hebt die gesangliche Beisteuerung des Trios Mad About Lemon die Wertigkeit auf ein neues Level. Mit ihren sanften, großen Gesangsharmonien, die gerade in “Modern People” sogar an die großartigen BOY erinnern, bringt das Feature eine Struktur in die Songs, die im sonstigen Albumverlauf der Atmosphäre den Vorrang lässt.
“Snow From Yesterday” wagt dabei viele verschiedene, wenn auch stets schlichte Experimente. Bei “Little Heritage” geht es mit Jazz-Klängen und Babygeräuschen (!) um die nächste Generation, was durchaus etwas kurios anmutet.
Etwas schwermütiger, aber auch dramatischer wird es mit den dichten Bläser-Arrangements in “Ode To Earth” – eine Ode mit einer deutlichen Finsternis in sich. Andere Songs wie “Stay Afloat” oder “Immersion” flirren in ihren Instrumental-Strömen dahin und geraten etwas zum schmucklosen Beiwerk.
Einen besonderen Akzent findet das Album in “Slow-Mo Moving River”, dem Song, der Delagos Björk-Referenz noch am Deutlichsten zur Schau trägt. Elektronischere Beats treffen auf einen abseitigen, aber doch poppigen Song-Aufbau. Hier können auch Indie-Herzen höher schlagen.
Über weite Teile bleibt “Snow From Yesterday” dabei aber ein wohlklingendes Werk voller verschiedener Referenzen eines offensichtlich begnadeten Musikers – perfekt geeignet für die nächste Ambient-Playlist.