MusikBlog - Entdecke neue Musik

Kraftklub – Kargo

Kraftklub, Marteria und Casper waren über eine Dekade das prägende, genreübergreifende und nahbare einheimische Dreigestirn, mit dem sich Fans republikweit identifizierten.

Corona ließ auch die Erinnerungen an ihre explosive Gigs verblassen, schien die Musiklandschaft eine andere geworden zu sein. Gut, das sich die Protagonisten zurückmeldeten und zur Reorientierung beitrugen.

Marteria und Caspar hatten mit „5. Dimension“ bzw. „Alles War Schön Und Nichts Tat Weh“ bereits vorgelegt, die Karl Marx Städter, die mit einem Überraschungs-Gig auf der Leipziger Karl-Heine-Straße im Frühjahr den eigenen Neuling ankündigten, ziehen nun mit „Kargo“ nach.

Fünf veröffentlichungslose Bandjahre nach „Keine Nacht Für Niemand“, präsentiert sich das Quintett dynamisch und griffig, die Hooks sitzen, der Bass brummt, das Schlagzeug hämmert und Felix sprech-singt authentisch wie eh und je (der Frontmann legt sein Solo-Projekt just mit einer Goodbye-Tour ad acta).

Also im Osten nichts Neues? Nein, wenn es auch keinen Grund gab, am Konzept richtungsweisende Korrekturen vorzunehmen, ist den neuen Tracks ein Zugewinn an künstlerischen und handwerklichen Knowhow anzuhören, mit dem die Arrangements ausgefeilter geraten.

Das erste Albumdrittel war schon vorab zugänglich, erzählte „Wittenberg Ist Nicht Paris“ vom Leben in der Peripherie, in denen noch immer jene No-Go-Areas vorhanden sind, deren Betreten, der Kummers „9010“ folgend, potentiell gefährlich sein kann.

Der Ausflug mit den Emo-Pop-Veteranen Tokio Hotel auf „Fahr Mit Mir (4×4)“-Rädern ist da im Vergleich die gute Laune-Nummer einer Platte, in deren Verlauf die leichtgängigen Refrains von „Blaues Licht“, „Der Zeit Bist Du Egal“ oder „In Meinem Kopf“ das Gassenhauer-Repertoire der Band weiter ausbaut.

„Angst“ wird zum vertonten Gesichtsausdruck besorgter Distanziertheit hinter den Gardinen des Landes, dem latenten Unbehagen, das schon Marsimoto zu einem Song bewegte, reflektiert „Vierter September“ selbstkritisch die geringe Halbwertszeit gut besuchter Entrüstungsevents.

Gemeinsam mit Mia Morgan wird via „Kein Gott, Kein Staat, Nur Du“ das existentiell Lebenswerte aus dem Dasein herausgefiltert, blicken Kraftklub in “So Schön” gemeinsam mit Blond hinter die Fassaden diktierter Schönheitsideale.

„Kargo“ – ein weiterer überzeugender „Teil Dieser Band“.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke