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Alice Boman – The Space Between

Ein bisschen Hokuspokus ist mit drin. Wie sonst könnte Alice Bomans siebtes Album “The Space Between” eines sein, zu dem Seerosen ihre Blüten bei Nacht öffnen – einfach, weil es dann noch verwunschener nachhallt?

Das schwedische Nachtschattengewächs aus Malmö geht nach wie vor nur ungern aus ihrer Haut und ausnahmsweise an die Sonne, wenn es in einem Song wie „Feels Like A Dream“ der Rückendeckung eines einvernehmlichen Duetts sicher ist.

In der Regel kommt die 35-Jährige noch immer als letzte aus ihrem Versteck und bringt dann die unglaublichsten Geschichten mit. Solche, die Serien wie „Tote Mädchen Lügen Nicht“, oder „Suits“ untermalen.

Als Singer/Songwriterin hat sie ihre erste EP „Skisser“ im Schlafzimmer aufgenommen und damit nie die Absicht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Aufnahmen gelangten über Umwege zum Label Adrian Recordings, das überzeugt davon war, sie als eben solche zu veröffentlichen: Beedroom-Pop.

Neun Jahre ist das her und klingt heute wohlwollend nach „This is all I ever wanted“. Im programmatischen „Night And Day“ steht es gar exemplarisch für die Nachtschwärmerei dieses Albums, das im Pyjama und auf Samtpfoten ums Karree schleicht und Straßenlaternen ausschnipst.

Piano, beziehungsweise Synthesizer und märchenhafter Gesang reichen für den äußerst beschwichtigenden Ambient-Pop oftmals aus. Der gelegentlich verhaltene Beat ist primär zum Abstreben da.

Wenn Boman an vierter Stelle fragt: „What Happens To The Heart?”, klingt das beinahe wie aus dem Jenseits. Es gleicht der unmittelbaren Gegenfrage auf Leonard Cohens posthum gestellte gleichen Wortlauts. Welch extra-terrestrische Gestalt auch immer die Eier hat, ausgerechnet hier Gegenfragen zu stellen.

Das wird nur noch getoppt von Bomans so beiläufig wie ergreifend vorgetragenem „I don’t want to go home/ Don’t want to be alone“ in „On And On“. Ein Song gleich einem scheuen Kater, der nachts mit scharfen Augen einigermaßen verächtlich auf die herannahenden Neolichter blickt und doch pflichtbewusst am Straßenrand innehält. Der Physis zuliebe.

„The Space Between“ verbietet jeden halbwegs expressiven Schritt. Dafür ist sein schattenhaftes Wesen zu erhaben.

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