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Dillon – 6abotage

Schon auf den ersten Blick ist alles anders. Das Titelbild von „6abotage“ ziert wie alle vorherigen Alben Dominique Dillon de Byington aka Dillon selber. Aber das erste Mal komplett und nicht nur der Kopf. Und neu erfunden. Rosa Kleid im Kontrast zur düster-traurigen Unnahbarkeit der Vergangenheit. Raspelkurze hellblonde Haare bieten keinen Raum mehr zum Verstecken wie auf der Bühne. Mehr Präsenz geht nicht. Wie in den Videos zu der Platte ist sicher nichts an dem Eindruck, den das Bild erzeugt, Zufall. Ein großer, selbstbewusster Schritt in nach außen.

Auch musikalisch hat sich in den fünf Jahren seit der letzten Scheibe „Kind“ einiges getan. Die nicht mal 30 Minuten sind ziemlich dicht gepackt. Untypisch für die heutige Zeit, in der Musik fragmentiert und einzelne Stücke eingepackt in Playlists konsumiert werden, gibt es Intro und Outro als Klammer um die restlichen Tracks. Der Sinn der Glockenspiel-Interludes in der Mitte erschließt sich etwas weniger.

Der Nenner von „Soften The Blow“ im Vergleich zu vorherigen Werken ist glasklar Dillons Stimme. Immer weiter ausgebaut, doch unverkennbar vor allem in den dunklen, rauhen Passagen. Musikalisch frickeliger und leichtgewichtiger bleibt auch musikalisch ein starkes Deja-Vu.

„Separate Us“ treibt kräftiger. Beats aus dem Bristol der späten 90er treffen auf typischen Dillon-Sound, um durch dringliche Streicher-Sounds verdrängt zu werden. Der sehnsüchtige Anstrich von Dillons Gesang krassem Gegensatz zu ihrer, erstaunlich direkten, Kampfansage. „I pray for freedom; as motherfuckers try to shut us down; but I’ll never leave you; instead of run; I come for them”… “They separate us”. Das Stück lässt verblüfft aufhorchen.

Cry Bebe“ erzeugt eine Symbiose aus Hip-Hop-Beats mit Dillons unverkennbarer Stimm-Bandbreite. Zu lakonischem „What comes up must come down“ spielt sie mit dem typischen Frauenbild in einschlägigen Musik-Videos und wäscht den BMW nicht nur, sondern überschüttet ihn gleich noch mit Benzin. Sie „bringt das Auto zum Weinen“.

„Divine Savior“ bricht mit dem bisher stringenten Flow und betört mit latent knarzendem Sound und saugender Komplexität in der Percussion. Die Single-Auskopplung „<3core“ schleicht sich arrhythmisch und kühl durchs Dunkel.

„Peachy Breath“ wartet kurz vor Schluss musikalisch noch mit einer emotional tiefen Abwechslung auf. Dillon als erwachsene Mutter, bevor das Album mit einem Fleetwood Mac Cover zum Ende kommt.

Zusammen mit Alexis Troy erarbeitet, präsentiert sich Dillon auf „6abotage“ allgemein elektronisch abwechslungsreicher und leichtfüßiger. Genregrenzen sind komplett Schall und Rauch geworden. So unverkennbar und konsequent sich Dillon mit diesem Werk weiter entwickelt hat – ihre emotionale Authentizität und fragile, düstere Tiefe hat leider darunter gelitten.

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