Es macht sich derzeit oft ein mulmiges Gefühl breit, wenn man eine Konzertlocation betritt, die keine Arena ist und von einem Megastar bespielt wird. Denn viel zu oft ist es erschreckend leer. So kann man auch am gestrigen Dienstagabend bei Kat Frankie im Kölner Gloria noch ganz bequem bis an den Bühnenrand laufen, der sogar auf einen Graben verzichtet.

Alle, die früh genug kommen, werden mit dem Genuss von Olicía belohnt. Zwei Frauen, die ihre Songs mit Hilfe einer Loopstation aus vielen kleinen Einzelteilen live entstehen lassen und in Perfektion zusammenführen. Unglaubliche Beatbox-Skills treffen auf spannende Harmonien und stimmliche Duette. Das Publikum ist sichtlich begeistert und bedankt sich mit einem tosenden Applaus, bevor nur 15 Minuten später Kat Frankie und ihre vier Mitmusiker*innen die Bühne betreten.

In Sachen Outfit dürfte das Motto „lachsfarben“ sein. Bei der Keyboarderin ist es ein langes, seidiges Kleid in besagter Farbe, bei Frankie selbst die Hose und bei der Bassistin das lässige Hemd. Und nicht nur in Sachen Mode ist die Band sich einig. Die Chemie stimmt auf ganzer Linie.

Im Laufe des Abends wechseln immer wieder lachende Blicke zwischen den Mitmusiker*innen, die sich auch gerne gegenseitig bejubeln. So beispielsweise, wenn sich die Dame an den Tasten während „Headed For The Reaper“ mit einem wilden Solo an ihrem kleinen Synthie verausgabt, so dass die restliche Band, inklusive Frankie, stauend zuschaut und immer wieder ein „Wow“ verlauten lässt.

Besonders wird es aber auch, als die Band mitten in der Show die Bühne plötzlich verlässt und nur noch Frankie alleine zurücklässt. „Das nächste Stück ist richtig traurig“, erklärt sie, wie im Laufe des Abends immer wieder stellenweise, auf Deutsch mit äußerst charmantem Akzent, bevor sie in ihrer Muttersprache fortfährt: „But we’re gonna get through it. Let’s just have a moment together and see how it goes.“

Äußerst gut läuft das mit „The Wrong Side Of Midnight“, denn das Publikum ist mucksmäuschenstill und lauscht andächtig. Auch beim anschließenden „Frauen verlassen“ den Kat Frankie nur mit Hilfe ihrer Loopstation performt, könnte man eine Stecknadel fallen hören.

Diese intimen Momente sind der perfekte Kontrast zum anschließenden Feuerwerk. Bei „Oh Darling“ liefert gibt die Band reinstes Rockfeeling, bevor Frankie ihre Mitmusiker*innen vor „Bad Behaviour“ vorstellt und sie sich anschließend mit „Home“ als letzten Song verabschieden.

Aber natürlich will das Kölner Publikum eine Zugabe und die soll es nach ausgiebigen Beifallsbekundungen auch bekommen. Und was für eine. Die Band stellt sich am Bühnenrand in sicherer Entfernung vom Mikrofon auf und performt mit Klatschern, Stampfern und feinstem A-capella-Gesang „Please Don’t Give Me What I Want“.

Bei so viel folkiger Wärme bleiben nur wenige Augen trocken. Und auch Kat Frankie sieht man ihre Rührung an, wenn sich zum wiederholten Male an diesem Abend beim Publikum bedankt. Ungläubig kopfschüttelnd verlässt sie anschließend die Bühne.

Zu jammern bleibt nur, dass das Gloria an diesem Abend nicht bis zum Rand gefüllt war. Denn Kat Frankie hätte es sich redlich verdient.

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