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alt-J – Live im Palladium, Köln

Alt-J sind nicht gerade für ausgelassene Partystimmung bekannt. Das passt schon eher zu den Kytes, die dem Kölner Palladium am gestrigen Abend als Vorband schon ordentlich einheizen. Ausladende Ansagen und Mitsingaufforderungen inklusive.

Vom Band läuft in der Pause „Hey Boy Hey Girl“ von den Chemical Brothers. Den vordersten Reihen reicht das als Tanzaufforderung, um sich die Wartezeit zu vertreiben, bis alt-J pünktlich um 21:00 Uhr die Bühne betreten. Warum sie sich ausgerechnet diesen Song zur Einstimmung ausgesucht haben, ist rätselhaft.

Wer alt-J schon mal gesehen hat, weiß, dass er genau jene ausgelassene Tanzstimmung von den Briten eher nicht erwarten sollte. Stattdessen lässt das Trio größtenteils ihre sphärische Musik für sich sprechen. Wenn doch mal jemand das Wort ergreift, ist es meistens Gus Unger-Hamilton, der sich zu einem simplen „Danke, Köln“ oder „Der nächste Song heißt…“ hinreißen lässt. 

Allerdings brauchen die meisten Titel auch gar keine Ankündigung, denn alt-J haben eine großartige Setlist im Gepäck. Das prägnante Dosenöffnen von „Bane“, gefolgt von „Cold And Sizzling!“ und beherztem Schlürfen gibt nicht nur auf dem aktuellen Album „The Dream“ den Startschuss, sondern sorgt auch für einen majestätischen Beginn der Show, mit dem die drei Männer aus Leeds einen sofort in ihren Bann ziehen, bevor es mit „Every Other Freckle“ gleich den ersten Hit gibt. 

Mit „The Ripe & Ruin“, das alt-J wie in der Originalversion komplett a cappella performen, beweisen Unger-Hamilton und Joe Newman, dass ihnen in Sachen Harmoniegesang so schnell niemand mehr etwas vormacht. Der Übergang zu „Tessalate“ ist derart fließend, dass Unwissende fast glauben könnten, die beiden Songs gehörten zusammen. 

Kurze Zeit später lässt Leadsänger Newman sich es aber doch nicht nehmen, ein paar Worte ans Publikum zu richten: „Den nächsten Song kennt ihr, helft mir beim Singen“. Das lassen sich die Kölner nicht zweimal sagen. Was folgt, sind lauthalse Liebesbekundungen zu „Matilda“.

Sowieso steht „An Awesome Wave“ heute zur Freude der meisten hoch im Kurs. Und so endet, passend zum zehnjährigen Jubiläum des Debüts, das reguläre Set mit einem Trio aus „Taro“, „Dissolve Me“ und „Fitzpleasure“.

Einziger Wehrmutstropfen ist der nicht ganz perfekte Sound. Denn schließlich leben Songs wie „Dissolve Me“ besonders von dem Kontrast zwischen den introvertierten Passagen und dem heftigen Bass, der im Palladium leider keine Körper zum Vibrieren bringt, sondern irgendwo unter der Decke hängen bleibt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Zur Zugabe taut Joe Newman nochmal richtig auf und lässt sich bei „Harddrive Gold“ sogar zu ein paar Tanzmoves hinreißen, während er seinen Arm euphorisch gen Hallendecke streckt.

Kaum sind die letzten Töne von „Breezeblocks“ verklungen, erstrahlt die Hallenbeleuchtung gleichzeitig mit der Rausschmeißmusik. Alt-J nehmen sich jedoch noch ein bisschen Zeit, um sich im Scheinwerferlicht zu ihrem wohlverdienten Applaus zu verbeugen.

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