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Porridge Radio – Live im Hafenklang, Hamburg

Auch oft Verschobenes wird irgendwann wahr. Porridge Radio spielen wirklich im Hafenklang. Ausverkauft sind sie bereits sehr lange, dementsprechend voll ist es schon vor dem Support.

Support ist Katja Seiffert aka Blush Always aus Kiel. Nur heute ohne Band, das Handy muss für den Background sorgen. Da es ein neues Handy ist, sind die beiden das erste Mal gemeinsam auf Tour. Klappt trotzdem schon wie ein eingespieltes Team. Angenehmer Gitarren-Indie, über den Gig hinweg sukzessive rockiger. Katjas Stimme schmeichelt sich ins Publikum und holt die verdiente Aufmerksamkeit, die nicht jeder Vorband vergönnt ist.

Porridge Radio. Ohne Attitude geht’s los. Naja, fast. „Rock Me Like A Hurricane” schallt, während sie auf die Bühne kommen, aus den Boxen. Eine Aussage, Ironie, einfach originell? Funktioniert auf alle Fälle. Die Begrüßung kann nicht besser sein, beste Startvoraussetzung für die Vier auf der Bühne.

Auftakt mit „Give/Take“ vom vorletzten Album „Every Bad“. Dana Margolin ist, wie zu erwarten, der absolute Mittelpunkt der Band. Ohne große Show, stoisch im Zentrum der Bühne.

Die nächsten Stücke von der neuen Scheibe „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“. Bei „Splintered“ sind Porridge Radio warm geworden. Die musikalische Intensität bei 100 angekommen. Danas Mimik reduzierter als die immer dichter werdende Emotion. Live halten die neuen Stücke locker mit der vorherigen Platte mit.

Mit der Single „Good For You“ drücken sie das erste Mal eine massive Wand in den Raum. Ein Wechselbad der Dichte und der Emotionen. Wut und Frustration bahnen sich ihren Weg. Nahtlose Steigerung mit „7 Seconds“. Es schnarrt und zerrt, dass es eine Freude ist. Danas Stimme überschlägt. Emotion eskaliert.

„Lilac“, sowas wie ihr erster Hit, ist das erste Highlight. Dumpf und düster zieht die Melodie im Bauch. Der Refrain erst gesungen, von Wiederholung zu Wiederholung verzweifelter rausgeschrien. „I don’t want to get bitter; I want us to get better; I want us to be kinder; to ourselves and to each other”. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das folgende “Long” zeigt, dass „Every Bad“ auch live noch mehr kann als das neue Album.  Bis dann „Back To The Radio“ mit einem Inferno ganz leicht die Ehre der Scheibe rettet.

Dana ist der unbestrittene Mittelpunkt der Band. Doch weit weg von Solo-Künstlerin mit egozentrischer Attitude. Ihre Mitstreiterinnen sind mehr als nur Rückgrat, die Symbiose auf der Bühne ist greifbar.

Das absolute Highlight zum Abschluss. Die Sprünge von „Sweet“ bersten den Raum. Lieblich traurige Hoffnung im dauernden Wechsel mit zerstörerischen Noise-Eskalationen.

Während die Brightoner ihre Setlists zu Papierfliegern falten, erschallt komplexer, dichter Jazz. Eindeutig ein Spiel mit der „Randmusik“.

Ist Porridge Radio von Retorte emotional, erzeugen sie live ein hochverdichtetes Wechselbad der Gefühle. Frustration, Verzweiflung, Wut, Ernüchterung, Hoffnung, Verklärung. Jedes einzelne davon zum Maximum zelebriert.

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