I’m finishing a new ambient album, to be released on January 1“, haut Moby am 19. Dezember raus. Promo-Agenturen wittern ein Marketing-Versagen – keine Vorab-Kampagnen und dann auch noch so kurz vor der Weihnachtspause anteasern? Passt aber – dieses Album will nun mal nicht ins Rampenlicht.

Und so macht das 17. Moby-Studioalbum auch schon alles richtig, wenn es die behutsame Stille der Zeit zwischen den Jahren in die Verlängerung schickt. 2,5 Stunden lang streut der Klang-Experte sanfte Wiesen aus beruhigenden Ambient-Teppichen aus, eben so, dass keine Störfelder auftreten.

In demselben Post zählt Moby übrigens auch die Inspiration für diesen butterweichen Kosmos auf – namentlich Martyn Ware, Brian Eno, Jean-Michel Jarre und Will Sergeant. Und sicherlich finden sich Spurenelemente dieser Musiker in den 16 bis zu 12 Minuten langen Stücken, kleben bekannte Sphären an den Drum-Computern und Synthesizern.

Wer  “Ambient 23” aber in diesem Jahr auflegt, soll vor allem die eigenen Ängste hinter sich lassen, mutiger werden, einen Zufluchtsort finden. So wünscht sich das der Musiker selbst zumindest laut Social-Media-Kommentaren zur Platte.

Und natürlich könnte das vor allem für Ambient-Fans in diesen schemenhaften Song-Entwürfen funktionieren. Etwa wenn in “amb23-2” bittersüße Melancholie durch das Wabern dringt und vereinzelt sanfte Beats den Himmel aufzureißen versprechen.

“amb 23-11” hingegen simuliert körperlose Chöre, die in diesem undefinierbaren Äther schwingen und im finalen “amb 23-16” klingen die Klavier-Akkorde deutlicher als die meisten Elemente der vorigen Platte. Immer aber ist die Sanftmut, der bewusste Schritt ins Unbewusste im Fokus.

So wenig das Gehör diese Platte zu greifen bekommen möchte, so wenig lässt sie sich mit Worten erfassen. Auch wenn es mittlerweile ein No-Go-Begriff geworden ist – “Ambient 23” ist ein Album der Achtsamkeit. Eine Einladung, nicht direkt in die nächste To-Do-Liste des Todes zu verfallen, sondern auch mal einen Stopp inmitten des Wahnsinns da draußen einzulegen.

Deswegen ist dieser Ambient-Entwurf nicht nur maximal minimalistisch, sondern auch voller hingebungsvoller Melancholie und Tiefsinn. Die Zeit dafür einräumen müssen sich die Hörer*innen dann aber am Ende natürlich doch noch selbst. Lohnt sich – ob für Meditation oder Mittagsschlaf ist dann eine Typ-Frage.

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