Es kommt auch immer auf die Stimmung an – The Golden Dregs im Interview

Wer seine Wurzeln kappt, durch die Welt reist und irgendwann zurückfindet, der hat meist viel zu erzählen. Auch The Golden Dregs-Frontmann Benjamin Woods zog es im vergangenen Jahr an seinen Heimatort zurück. Die Eindrücke und Erinnerungen wandelte der Sänger in neue Musik um. Die fertiggestellten Songs finden sich nun auf dem neuen Studioalbum “On Grace And Dignity” wieder. Wir trafen den Sänger während seiner Support-Tour für Ezra Furman und sprachen über entspannte Spaziergänge, Tour-Herausforderungen und Musik, in der man sich verlieren kann.

MusikBlog: Benjamin, du bist gerade mit der bezaubernden Ezra Furman auf Tour. Wie läuft es bisher?

Benjamin Woods: Oh, es läuft fantastisch. Die Shows sind super, das Publikum ist sehr angenehm und die Band von Ezra ist einfach großartig. Wir haben alle viel Spaß zusammen. Für mich ist es die erste Tour, bei der wir mit einem Bus unterwegs sind. Das ist ziemlich spannend.

MusikBlog: Bei unserem letzten Treffen verriet mir Ezra, dass sie das Touren nicht ganz so toll findet, da sie sich – von den Shows mal abgesehen – häufig langweilt. Wie fühlst du dich auf Tour?

Benjamin Woods: Ich war heute erst mit Ezra spazieren. Da wirkte sie sehr entspannt und gut gelaunt. (lacht) Also für mich ist so eine Tour immer sehr aufregend und inspirierend. Wir kommen meist früh irgendwo an und dann hat man noch viel Zeit, um sich umzuschauen und Land und Leute ein bisschen besser kennenzulernen. Ich finde das toll.

MusikBlog: Ist das deutsche Publikum ein besonderes?

Benjamin Woods: Jedes Publikum ist anders. Jede Show ist anders. Wir haben das letzte Mal im vergangenen Jahr während des Reeperbahn Festivals in Deutschland gespielt. Ich kann mich erinnern, dass der Abend sehr intensiv war.

MusikBlog: Ist eine Tour als Support-Act herausfordernder als eine Headliner-Tour?

Benjamin Woods: Ja, würde ich schon sagen. Man weiß vorher nie, wie die Leute drauf sind. Das Publikum ist ja eigentlich für einen anderen Künstler gekommen. Man muss sich also richtig anstrengen, damit man bei den Leuten im Gedächtnis bleibt. Auf dieser Tour gerade läuft es aber sehr gut und total entspannt. Das Publikum von Ezra ist sehr aufmerksam und neugierig. Man fühlt sich richtig wahrgenommen auf der Bühne. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

MusikBlog: Bist du jemand, der auf der Bühne gerne viel experimentiert?

Benjamin Woods: Momentan sind wir nur zu zweit unterwegs. Wir haben eine Drum-Machine und ein paar andere Instrumente mit. Das klingt grundsätzlich schon mal ein bisschen anders als auf Platte. Ich bin da eigentlich nicht wirklich festgefahren. Ich lasse immer Raum für Veränderungen. Es kommt dann auch immer auf die Stimmung an.

MusikBlog: Auf der Tour spielst du bereits Songs vom neuen Album “On Grace And Dignity”. Wie sind die bisherigen Reaktionen?

Benjamin Woods: Also bei uns in England haben wir die Songs schon mit der kompletten Band vorgestellt. Da waren die Reaktionen sehr positiv. Auf dieser Tour ist es ja eigentlich so, dass jeder Song irgendwie neu ist für das Publikum, da sie ja eigentlich wegen Ezra zu den Shows kommen. Aber wie gesagt, es läuft sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl auf dieser Tour.

MusikBlog: Wenn wir über den Sound des neuen Albums reden: Was war dir diesmal besonders wichtig? Mit welchem Gefühl bist du ins Studio gegangen?

Benjamin Woods: Ich gehe eigentlich immer mit demselben Gefühl ins Studio. Ich möchte, dass sich Leute mit meiner Musik auf eine Reise begeben. Es soll im Idealfall immer wieder etwas Neues zu entdecken geben. Ich will, dass sich die Leute in der Musik verlieren. Das habe ich auch diesmal wieder versucht.

MusikBlog: Thematisch nimmst du den Hörer mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Benjamin Woods: Ja, es geht auch um Verarbeitung. Ich blicke zurück, erinnere mich an die Zeit, in der ich aufgewachsen bin. Dabei spielen Isolation, Frustration, Zerrissenheit und die Hoffnung eine große Rolle.

MusikBlog: Im Song “American Airlines” geht es auch darum, dass man den Moment genießen sollte. Warum glaubst du, fällt das vielen Leuten heutzutage so schwer?

Benjamin Woods: Wir leben einfach in einer Zeit, in der die Menschen viel Aufwand betreiben müssen, wenn sie sich ihre Träume erfüllen wollen. Die Arbeit spielt eine unheimlich große Rolle. Überall wird alles teuer. Der Druck ist so groß, dass man nur noch nach vorne schaut, anstatt mal im Moment zu verweilen. Der Urlaub ist die einzige Zeit, in der man noch abschalten kann. Das ist aber vielen Menschen zu wenig.

MusikBlog: Auf dem neuen Album beschäftigst du dich mit deiner Vergangenheit. Wenn du zurückblickst und dich an deine ersten musikalischen Begegnungen erinnerst: Was schießt dir dann durch den Kopf?

Benjamin Woods: Ich erinnere mich an lange Autofahrten mit meinen Eltern. Wir hörten im Auto immer viel Musik. Im Autoradio lief oft Bob Dylan. All die großen Singer/Songwriter waren damals präsent. Ich denke, dass mich diese Art von Musik irgendwie geprägt hat.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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