Aus der Frittenbude kommt auch im 17. Elektro-Punk-Dienstjahr nichts Ranziges. Dabei half, dass der in aller Freundschaft vollzogene Ausstieg von Martin Steer die verbliebenen Johannes Rögner und Jakob Häglsperger quasi dazu zwang, sich neu zu kalibrieren, und weil man schon dabei war, erscheint „Apokalypse Wow“ auch gleich auf dem bandeigenen – „Nachtigall, ick hör dir trapsen“ – Nachti-Label.

„Mindestens Seit 1000 Jahren“ die Revolution fest im Fokus, wurden ihre dringlichen Anliegen zuletzt von neuen globalen Bedrohungen überlagert, noch lange kein Grund, vom „Tiefseetauchen“ in (innen-)politischen Wunden abzulassen, Solidarität einzufordern, Flagge zu zeigen.

„Lass Uns Tanzen Gehen“ – es versteht sich, dass das Feiern dabei nicht zu kurz kommen darf, die zugehörigen Parolen von dieser Platte werden dato wieder bis in die letzte Reihe im Konzert-Saal ihre Adressaten „Suchen/Finden“.

Ein grundsätzliches Sound-Tuning für das musikalische Fundament ihrer, von Gesellschaftsanalysen („Stoli“) und Trinkfestigkeit („Das Glas“) gespeisten Texte war nicht nötig, man bleibt den eigenen Tugenden auf dem sechsten Album weitestgehend treu.

Dabei gerät der Flirt mit Post-Punk und New Wave heftiger als zuletzt, rattern auf dem „Rote-Sonne“-Nachfolger die Reime, keinem lakonischen Exzess – „halt dir die Haare beim Kotzen, selbst wenn sie schon kleben“ – aus dem Weg gehend, über die fordernden Beats.

Ob die Tracks dabei stoisch wie der besungene „Schlagstock“ aus den Boxen prügeln, geradezu melodiös die „Neue Welt“ beschallen oder via „Marx & Biggie“ aggressiv zum „Ficken über 40“ einladen – mit ihrer Post-Audiolith-Ausgabe platzieren Frittenbude im fortgeschrittenen Alter eine vitale Song-Mischung zwischen Polit-Attitüde und Festival-Abräumer.

Neben all den blubbernden Synthies, Keyboard-Konfetti, satten Bässen und einer, nicht nur via „Orchidee“, präsenten Gitarre, haben die Protagonisten mit „Vorbei“ luftigen Indie-Pop jenseits ihrer musikalischen Kernkompetenzen mit einer desillusionierten Bestandsaufnahme von Zweisamkeit aus der Lebensmitte an Bord.

„Eines Tages sterbe ich mit dem Sequenzer in der Hand“ prophezeit „Sandradrome“. Auf „Apokalypse Wow“ kann den Urhebern dieser These noch kein lebensbedrohlicher Substanzverlust diagnostiziert werden.

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