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Karies – Tagträume an der Schaummaschine

Bass und hibbelige Synth-Linien klingen bekannt. Mit der Stimme glasklar – das sind Karies. Wäre da nicht die Gitarre bzw. eben keine. Der gefällig eingängige Pop-Opener „Coming Of Age“ macht klar – die Entwicklung der Band geht mit der neuen Platte „Tagträume an der Schaummaschine“ konsequent weiter.

Auf ihrer letzten Scheibe „Alice“ haben die Stuttgarter ihren Post-Punk gekonnt mit elektronischen Pop-Elementen ausgebaut. Jetzt gehen sie den Folgeschritt und bauen den Pop sukzessive aus.

„Secondigliano“ folgt etwas mehr dem alten Pfad, in den Vordergrund drängt sich kühler Sound mit Wave-Anleihen. „Hast Du Angst? Liegst Du wach?, …“ Überfallartig platzt der intensivste Refrain des Albums in kalte sphärischer Klänge. Schleppend dumpfe Beats dahinter. Konsequent baut sich das Stück immer lärmiger auf, klanggewordene, bedrohliche Klaustrophobie mit Suchteffekt.

Nach etwas guter Laune und verträumter Entspannung kommt „Willy“. Musikalisch wohl der Bruder von „Holly“. Cleaner und elektronischer treibt es die gleichen Emotionen zappelig nach vorne wie das Vorgänger-Stück.

„Karibik“ bring eine Portion wohligen Surf in die sonst eher ungemütliche Stimmung. Am Ende saugt „Nicht wir werden“ mit dem Kontrast aus dengeligen Beats und monoton einlullenden in den abschließenden Strudel  der Platte.

Eine halbe Stunde, nicht wirklich lang für zehn Stücke. Trotzdem ausreichend für mehr als nur eine Überraschung. Nicht mehr produziert von Max Rieger, der Gitarrist nimmt sich eine längere Auszeit und die Temperatur der Stücke sinkt um etliche Grad.

Nach erster Irritation und vermeintlicher Belanglosigkeit eröffnet sich der neue, konsequente Sound überzeugend. Post-Punk wird zu elektronisch sterilem Synth-Wave-Sound zwischen verträumtem Tatendrang und Beklemmung.

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