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Sleaford Mods – UK Grim

Sleaford Mods hören einfach nicht auf, sickig auf sich selbst und Großbritannien zu sein – gut so, denn irgendjemand muss auch mal mit ordentlich Schmackes auf den Tisch hauen und sagen, was Sache ist.

Und wer, wenn nicht das kratzbürstige Duo aus Nottingham, das momentan sowieso Hochkonjunktur hat? Im Vereinigten Königreich läuft momentan so viel schief, dass Jason Williamson und Andrew Fearn kaum mehr hinterher kommen.

2021 begannen die Arbeiten am 12. Sleaford-Mods-Album “UK Grim” – mitten in den Corona-Lockdowns, als vielen Briten immer klarer wurde, dass der Brexit eine selten schlechte Idee war und ihre politische Elite von einem Fettnäpfchen ins nächste hüpfte.

Die verkorkste Corona-Politik, die steigende Inflation und nun die Auswirkungen der Trennung von der EU, die sich immer weiter entfalten: “UK Grim” schimpft über alles, was die konservativen Tories in der näheren Vergangenheit verkorkst haben.

Williamson keift und raunzt, holpert sich durch die gewichtigen Worte und rechnet schlecht gelaunt mit dem Establishment ab. Seinen grantigen Sprechgesang tauscht er gelegentlich gegen etwas ein, das einer Gesangsmelodie nahe kommen könnte, wenn der Zorn nicht wäre.

Was Fearn darunter bastelt, ist für Sleaford Mods so typisch wie schlechtes Wetter in England: Minimalistische Beats treiben die Tracks an, rumpeln teils analog und teils elektronisch, tummeln sich im Grime und dann auch wieder im Lo-Fi-Post-Punk und bleiben immer pointiert.

“DIWhy” rechnet ausnahmsweise nicht mit Politik und Gesellschaft ab und fokussiert sich lieber auf junge Punk-Bands, deren weiße, männliche Mitglieder sich pseudo-offen und weltgewandt geben, allerdings mit Substanzlosigkeit strahlen. Sleaford Mods teilen aus.

Dabei helfen ihnen wie beim 2021er Vorgänger “Spare Ribs” auch wieder Gastmusiker*innen, bei “Force 10 From Navarone” übernimmt etwa Dry-Cleaning-Frontfrau Florence Cleopatra Shaw eine Strophe und brilliert mit stocknüchternem, gleichgültigem Spoken Word.

Im verschroben minimalistischen “So Trendy” ist ebenfalls Rocksänger Perry Farrell mit heiserem Keifen zu hören und bringt eine neue, faszinierende Facette in den Sleaford-Mods-Kosmos.

Mit “UK Grim” bleibt das Duo weiterhin ungemütlich und zeigt sich schlagfertig gegenüber all jenen, die nichts auf die Kette kriegen. So feuert die Band einfach immer weitere Hassbrocken an die politische Landschaft hinaus, bis Besserung einkehrt.

Dabei würden Williamson und Fearn das Land ja doch gerne mögen, wie sie selbst in Interviews betonen. Man macht es ihnen allerdings nur immer so schwer. Solange sich daran nichts ändert, werden Sleaford Mods auch immer weiteres Material finden.

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