Daughter machen nach sieben Jahren ohne Studioalbum wieder den schönsten Zeitlupen-Pop des Planeten und schmücken ihn obendrein mit den passenden Zeilen: „I meet you on another planet, if the plans change.”

Die fantastische Vorabsingle „Be On Your Way”, die zu dieser Zeile gehört, hat alles, was man an diesem Londoner Vorzeige-Trio zu schätzen weiß: Ätherische Gitarren, noch ätherischere Synthesizer, ein unaufdringlich schiebender Beat und Elena Tonras somnambule Stimme, die noch jeden getröstet hat, ganz gleich wie sehr sie selbst zweifelt.

Das Debüt der Briten – „If You Leave” – war eine Offenbarung, an der Schnittstelle zwischen getragenem Postrock und Dream-Pop, der vom Schlafzimmer aus ein ganzes Universum einfing. Gekonnt offen blieb danach häufig, wer nun mehr des Zuspruchs braucht, die tief aus der Melancholie heraus argumentierende Band oder ihre Hörer*innen?

Zwei Platten später sind Daughter mit „Stereo Mind Game“ in dieser Hinsicht eindeutiger geworden und haben mit ihren sepia-farbenen Traumlandschaften genug Wärme in petto, um locker durch die nächste Energiekrise zu tragen.

Dass Tonra dann auch mal den Abschied von Partnern betrauert, ist da nur zweitrangig. Die Songs sind in ihrer Zuversicht von größerem, universellerem Charakter, ohne dass irgendwas beschönigt würde: „My head in the clouds, talking chaos”.

Dabei beherrscht die Band die ganze Klaviatur ihres Metiers: „Party“ könnte auch aus der Feder von The xx stammen, „Swim Back“, erinnert angenehm an eine zeitgenössische Version der Cocteau Twins und in „Isolation“ taucht die Band hingebungsvoll in minimalistische Folkstrukturen.

Im wunderschönen treibenden „Dandelion“, kommt dann Soccer Mommy zum Vorschein und die Gewissheit, dass Elena Tonra lieber Fragen stellt, als Antworten zu geben: “Waiting for replies”.

Es entsteht das Gefühl einer Platte, in der Melancholie und Trost aus intensiven philosophischen Gedanken gemacht werden und das überhöhte Bewusstsein des eigenen Ichs, das den Menschen vom Tier unterscheidet, als Voraussetzung für die Erkenntnis dieses dramatischen Fehlers der Evolution steht.

Wenn also auf „Stereo Mind Game“ irgendwas ringt, dann der wache Geist mit sich selbst. Im Grunde eine ideale Welt. Ist schön da.

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