Es sind vier Jahre seit dem letzten Album von Boy & Bear vergangen. Viel ist seitdem natürlich nicht passiert: eine Pandemie, soziale und politische Unruhen und eine sich zuspitzende Klimakatastrophe, solche Kleinigkeiten eben.

Gelangweilt haben sich die Australier in diesen unsteten Zeiten nur marginal, denn nach „Suck On Light“ (2019) folgte mitten im Lockdown 2020 das Akustik-Album „At Golden Retriever Studios“. Einmal, um die Zeit für sich selbst und die Fans zu überbrücken, dann, um ihr Unplugged-Profil zu schärfen.

Ein Jahr später legt Drummer Tim Hart mit seiner dritten Solo-Platte „Winning Hand“ nach und wehrt nochmals die Belanglosigkeit in der Schwebe der Zeit ab. Nun ist dem Quintett allerdings klar: Es muss wieder etwas bei Boy & Bear passieren.

„Suck On Light“ hatte es dabei zwar schon angedeutet, aber die Pop-Ausflüchte gehen auf dem selbstbetitelten, fünften Album stringent weiter. Ein wenig Stadion, ein wenig Indie – Boy & Bear reiten auf dem neuen Album die Welle des Zeitgeists zwischen Nische und Mainstream.

Leicht elektrischer Pop schillert durch die Luft und gibt sich mit dezent gehaltenen Gitarren die Klinke in die Hand. Boy & Bear waren mal eine Folk-Band, davon ist auf ihrem neuen Longplayer nicht mehr viel zu spüren.

Beliebigkeit bahnt sich da zwar stellenweise an, die Eingängigkeit wirkt zuweilen wie das Mittel zum Zweck. Die Band hatte dennoch so viel Spaß wie lange nicht mehr beim Schreiben von Songs, die leicht grüblerisch und in sich gekehrt wirken, aber dennoch nach vorne gehen.

Das liegt unter anderem daran, dass die tiefschwarze Schwere des Vorgängers, in dem etwa die damalige schwere Krankheit von Frontmann David Hosking großes Thema war, weg ist. Die Turbulenzen der Welt hält Boy & Bear nicht davon ab, zu experimentieren und etwa in „State Of Flight“ wie U2 zu klingen oder danach in „Silver Moon“ etwas tanzbarer zu werden, aber noch immer lässig zu bleiben.

Deutlich spürbar ist die Leidenschaft, die die Australier nach der Corona-Abstinenz dazu motivierte, sich in Grooves und Riffs zu werfen und einfach nur Musik miteinander zu machen. Da ist etwaiger Kitsch auf dem Weg schlimmstenfalls verständlich und bestenfalls herzerwärmend.

Boy & Bear haben sich und die Welt vermisst, wie schlimm diese auch wirken mag – das lassen sie auf „Boy & Bear“ deutlich durchscheinen. Es ist nicht mehr dieselbe Band wie auf ihrem 2011er Debütalbum „Moonfire“. Songs schreiben können sie aber immer noch.

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