Geburtstage sind meistens Anlass, um nostalgisch zu werden: Man sitzt mit Freunden zusammen und erinnert sich an vergangene Abenteuer, unbeschwerte Sommertage und die guten, alten Zeiten. Alter und Nostalgie scheinen in einer proportionalen Zuordnung zueinander zu stehen, denn je weiter man auf dem Lebensweg fortschreitet, desto mehr romantisiert man die Vergangenheit. Mit diesem Aspekt im Hinterkopf ist es folglich keine Überraschung, dass Rufus Wainwright sich das vielleicht schönste Geschenk zum 50. Geburtstag selbst überreicht.
Auf „Folkocracy“ besinnt sich der amerikanisch-kanadische Musiker auf seine Wurzeln. Denn bevor er selbst zum großen Star der Folkszene wurde, hatte das bereits seine Familie geschafft, weswegen der junge Rufus einige Zeit damit verbrachte, bewundernd vor Festivalbühnen zu stehen und sich von der Magie der Livemusik verzaubern zu lassen.
Dass ihn diese Faszination auch mit 50 Jahren noch nicht losgelassen hast, beweist er mit seinem Coveralbum „Folkocracy“, auf dem er weder vor Franz Schubert, noch vor hawaiianischen Protestsongs oder eben auch seinem eigenen Backkatalog zurückschreckt.
Und wie es sich für eine ordentliche Geburtstagsparty gehört, hat er sich für diese Mission jede Menge Gäste eingeladen. Eine davon ist die junge Folk-Sensation Madison Cunningham, die beispielsweise bereits bei Harry Styles im Vorprogramm Stadien begeistern durfte und neben einigen Backings auf der Platte mit ihrer betörenden Stimme vor allem den Opener „Alone“ verfeinert.
Aber Wainwright hat auch einige Gastmusiker*innen angeheuert, die man auf Anhieb nicht unbedingt in seinem musikalischen Œuvre vermuten würde. So greift mit den wiegenden Gitarren von „Kaulana Na Pua“, die vor dem geistigen Auge Baströckchen und die Wellen des Pazifiks gleichermaßen in entspannte Schwingungen versetzen und auch ganz ohne Hilfe des Songtitels auf den Inselstaat entführen, die gebürtige Hawaiianerin Nicole Scherzinger, die als Sängerin der Pussycat Dolls internationale Bekanntheit erlangte, im Hintergrund zum Mikrofon.
Egal ob Urklassiker wie „Shenandoah“, Neil Youngs „Harvest“, dessen sich Wainwright mit der Verstärkung von Andrew Bird und Chris Stills angenommen hat, Discotraumata wie „Cotton Eye Joe“ oder eben das aus eigener Feder stammende „Going To A Town“.
Rufus Wainwright verpasst allen diesen Songs auf „Folkocracy“ ein neues Gewand, das ihnen und ihm äußerst gut zu Gesicht steht.