Beach Fossils dürften es nicht eilig haben, denn der Abstand zwischen ihren Studioalben wurde bislang mit jedem Mal länger. Das Timing ist trotzdem perfekt: Pünktlich zum bevorstehenden Sommer und auf den Tag genau sechs Jahre später veröffentlichen sie nach “Somersault” ihren vierten Longplayer “Bunny”.

Die unerwartete Compilation “The Other Side Of Life: Piano Ballads” aus 2021 soll nicht unerwähnt bleiben, beinhaltete aber lediglich neu arrangierte Jazz-Interpretationen alter Songs und wurde entsprechend mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Mit dem neuen Material auf “Bunny” flanieren Beach Fossils endlich wieder über Wiesen voller blühender Wildblumen und Küsten mit goldenem Sand. Bereits der Opener “Sleeping On My Own” klingt vertraut und erinnert in den ersten Sekunden an “There She Goes” von The La’s. Dieser perlende Track könnte auch als Soundtrack am Ende einer melancholisch-versöhnlichen Folge einer zehn Jahre alten Sitcom verwendet werden.

Apropos Nostalgiekeule: Während “Run To The Moon” von Vaterschaft und Neubeginn erzählt, ist “Don’t Fade Away” geprägt von Sehnsucht, Angst und Selbstakzeptanz. Was die beiden Songs verbindet, sind markante Hooks und verwaschene Gitarren, die unweigerlich an The Cure erinnern.

Gefangen in einem Kaleidoskop aus Shoegaze und Reverb steckt “Feel So High” den Kopf in die Wolken. Blauäugig surft Sänger und Produzent Dustin Payseur auf seiner Welle aus Gram: “The world is full of hatred and predictability, will our love mean anything to anyone?”

Der Name ist Programm: “(Just Like The) Setting Sun” ist ein vertonter Sonnenuntergang. Wohlige Klänge umspülen die sandigen Füße, während der Horizont mit seinem Farbenspiel aus Pastellrosa und Selbsteinsicht fasziniert.

Ab und an wagen sich die Indie-Rocker aber aus ihren Tagträumen. Umso erfrischender klingen dann rasantere Tracks wie “Dare Me”, “Tough Love” oder “Seconds”, die das Cabrioverdeck öffnen. Was nicht nur hier, sondern während der gesamten Platte auffällt, ist der prägnante Bass.

Zum gemeinsamen Schunkeln am Lagerfeuer animiert “Numb”, bevor “Waterfall” das Ende eines langen Tages, Sommers und gar einer ganzen Ära markiert. Gefühlsduselig drückt man bei Plattitüden wie diesen auch mal ein Auge zu: “Don’t look back, just put it all behind and you could be happy”

Auf “Bunny” vereinen Beach Fossils die Stärken ihrer bisherigen Alben und erzählen vom Dilemma des Erwachsenwerdens. Es ist ein stetes Wechselspiel zwischen Loslassen und Festhalten, Adoleszenz und ewiger Jugend, Optimismus und Vergänglichkeit.

Mit Einflüssen aus Post-Punk und Psychedelic-Rock erschaffen sie mit “Bunny” eine lebhafte Collage, die auch nach mehrmaligem Hören noch Neues bietet. Eingängige Melodien, bildhafte Songtexte und verträumte Lo-Fi-Klangkulissen zeigen, dass Beach Fossils wissen, wie der Hase läuft.

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