Nach zwei Alben kommen The Aces nun mit “I’ve Loved You For So Long“ ihrer musikalischen Identität immer näher, indem sie ihre altbekannten Stile miteinander vermengen – und dabei spielt die neuartige Produktion der Platte eine entscheidende Rolle.
The Aces sind vier Kindheitsfreundinnen aus Utah: Gitarristin Katie Henderson, Bassistin McKenna Petty sowie die Schwestern Alisa und Cristal Ramirez an den Drums und dem Lead-Gesang. Sie reihen sich seit 2012 in die Indie-Pop-Sparte zwischen HAIM, King Princess oder auch Pale Waves ein.
Aber auch wenn man The Aces nie vorwerfen konnte, nicht innovativ genug zu sein, hakte es am Ende doch immer an ihrem Team. Während ihre Texte von Selbstermächtigung und emanzipatorischer Gefallsucht handelten, stand in der Kritik, dass ihre Musik besonders auf dem Debütalbum “When My Heart Felt Volcanic“ sowohl lyrisch als auch klanglich stark ausgebügelt wurde.
Insbesondere die Tatsache, dass die Gruppe ihre Lyrics um weibliche Ermächtigung kreisen lässt und trotzdem einem großen, rein männlichen Produktionsteam freie Hand auf ihren beiden Vorgänger-Longplayern ließ, hinterließ einen faden Beigeschmack. Denn so klang die Musik von The Aces zwar immer aufrichtig, aber trotzdem nicht vollständig authentisch.
Nachdem mit “Under The Influence“ 2020 zuletzt ein grob zerstreutes Album mit verstärkt elektronischen Einflüssen von The Aces erschien, entschied sich das Quartett für eine One-Man-Produktion – zum ersten Mal in ihrer Karriere.
Als ausführenden Produzenten auf “I’ve Loved You For So Long“ ist jetzt Keith Varon als Einziger von der Partie, was den stringenten Sound auf der Platte erklärt. Varon war damals schon Produzent von der Lead-Single “Daydream“, dessen Vibe und Komposition The Aces wohl zugesagt hat und er das nun auf das gesamte Album überträgt.
Ramirez’ Stimme ist darauf nicht weniger schmachtend als auf den Vorgängern – eher noch mehr. Besonders zum Ausdruck bringen das die ersten drei Songs, die zugleich zuvor als Singles ausgekoppelt wurden und unstrittig die Banger auf “I’ve Loved You For So Long“ sind.
Dabei geht es – wie von den Vieren gewohnt – im Vordergrund wieder um Liebe. Thematisch kommt dabei nicht mehr herum als sonst: Heimweh in der Großstadt, die Herkunft aus einer kleinen, religiösen Stadt in Utah und damit verbundenen Homophobie sowie Orientierungslosigkeit in den 20ern.
All diese Dinge konfrontiert die Band mit alten Mitteln, aber in neuer Zusammensetzung. So klingt “I’ve Loved You For So Long“ total nach The Aces: Ein wenig vom Debüt, ein wenig vom zweiten Album. Das entscheidende ist aber, dass es einheitlich und handgemacht klingt – etwas, das man lange an The Aces vermissen musste. Das ist ja mal ein Schritt in die richtige Richtung.