Weniger ist oft mehr. Aber noch weniger ist manchmal wirklich nicht mehr viel. Bei Wren Hinds ist es trotzdem genug. Mit „Don’t Die In The Bundu“ gelingt dem Singer/Songwriter aus Kapstadt ein reduziertes, aber poetisches Werk über Vaterschaft, Wachstum und Zuversicht.

Nach seinem Debütalbum „Tragedy Hill“ aus 2018 und zwei weiteren Veröffentlichungen „A Thousand Hearts“ und „A Child’s Chant For The New Millennium“ ist sein inzwischen viertes Werk ein introspektives Produkt der turbulenten letzten Jahre.

Neben Lockdowns, Wetterkatastrophen und einem Plattenvertrag steht „Don’t Die In The Bundu“ vor allem aber im Zeichen der Geburt seines Sohnes, der in derselben Hütte das Licht der Welt erblickte wie auch die Platte selbst.

Inspiration fand Wren Hinds außerdem in einem gleichnamigen Survival-Buch, weshalb der Titel sinnbildlich für seinen eigenen Neuanfang steht. Mit einem Musiker als Vater und einer Landschaftsmalerin als Mutter wurde ihm sein Talent schon in die Wiege gelegt. Deshalb ist es naheliegend, dass er sein Handwerk als „painting with sounds“ versteht.

Die Musik von Wren Hinds klingt wie ein selbst gemachtes Batik-Shirt. Mit seinen hypnotischen Gitarren und verwaschenen Geräuschkulissen erzeugt er einen Wirbel aus Heimweh, Träumereien und Schwerelosigkeit. Das ständige Rutschen auf den Gitarrensaiten erzeugt Nähe.

Voll bedingungsloser Liebe und bereit für alles, was kommen mag, spricht er in „Restless Child“ zu seinem ungeborenen Kind. Die Effekte auf seiner Stimme erschaffen eine dumpfe Räumlichkeit und irgendwo glaubt man, einen Herzschlag zu hören.

In „Chasing The River“ durchlebt Wren Hinds alle vier Jahreszeiten auf einmal. „It takes a cold heart to lose you and a lifetime to make it through the long, long nights“, singt er. Die verschwimmenden Akkorde und der Hall wärmen trotzdem.

„Dream State“ ist einer dieser Songs, die erklingen, wenn das Sonnenlicht durch die sanften Bewegungen der Blätter in einer ausladenden Baumkrone funkelt. Verträumte Melodien verweben sich mit seinem flüsternden Gesang. Als neue Facette bereichert die Mundharmonika das Album.

Im Kontrast zu den sonst so harmoniegetränkten Titeln glänzt „The Garden“ mit dunkleren Akkorden und unheilvollen Klängen. Sein säuselnder Gesang und die klagenden Streicher erzeugen eine funkelnde Ambivalenz.

Textzeilen wie „You better slow down now or you never gonna make it home now“ in „A Wasted Love“ wirken auf den ersten Blick widersprüchlich, doch bergen sie eine gewisse Wahrheit in sich. Das hinkende Tempo des Songs unterstreicht die Entschleunigung.

Andere Songs wie „Glided By The Sun, Silvered By The Moon“ oder „Wild Eyes“ sind so flüchtig wie Glühwürmchen. Man fühlt sie wie Sand durch die Finger rieseln.

„Don’t Die In The Bundu“ lullt wunderbar ein. Sogar so sehr, dass sich einzelne Tracks nur schwer voneinander unterscheiden lassen. Das mag nicht weiter stören, doch sind die Texte zu intim und aufrichtig, als dass sie in der filigranen Monotonie seiner Musik ertrinken.

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