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Fran Lobo – Burning It Feels Like

Eine Musikerin zu werden, beginnt meist mit einem Traum und endet doch in Arbeit. Diese Feststellung musste auch Fran Lobo machen. Die Londoner Künstlerin hatte den Traum, in einer Band zu spielen, hat sich diesen dann verwirklicht und letztendlich arbeitet sie jetzt mit anderen Menschen, meist Jugendlichen, daran, die Liebe zur Musik zu finden. Dabei ist Fran Lobo selbst weiterhin als Musikerin aktiv geblieben. Ihr neuestes Werk “Burning It Feels Like” ist das Werk eines Popchamäleons.

Wenn man sich mit Fran Lobo näher beschäftigt, wird man bemerken dass es sie förmlich herausfordert, einen Song so zu gestalten, wie es sich die Hörer*innen am wenigsten erwarten. Chapeau, denn genau das ist ihr auf den zehn Tracks ihres neuen Albums hervorragend gelungen.

Vielleicht kann man es Klangkunst nennen oder Popforschung –  Fran Lobo findet und vermischt die verschiedensten Einflüsse in den eigenen Sound.

Der eröffnende Titeltrack tarnt sich als Pianoballade, bringt Dub-Rhytmik zum Pulsieren und zergeht letztendlich in einem mehrstimmigen Refraintraum.

Irgendwo findet sich ein verschollener Maria-Carey-Track (“See Again”) aus den Spät-90ern und eine Industrial-Elektro-Hymne, welche mit einem souligen Chorus in einem verspielten Neo-R&B-Wunderwerk implodiert (“Armour”).

Ja, nicht selten hat man das Gefühl, Fran Lobo spielt mit uns und unserem Musikverständnis. Gnadenlos bricht sie mit den Genres und bedient sich am Soundbaukasten wie Hochschwangere am Kühlschrank.

“Slowly” verdeutlicht dies zaghaft, wenn die schwofende, soulige Ballade mit zunehmender Dauer von einer bedrohlich düsteren Soundkulisse eingehüllt wird.

Schräger, aber noch eindringlicher pluckert sich “Push And Pull” in Ohrwurmgefilde. Basslastig gegen den Wind segelnd, bewegt sich der Titel zunächst nur dank Fran Lobos klassischem, hellem Gesang vorwärts. Sampling und Synthiespielereien bringen Bewegung ins Spiel und verleihen dem pianobegleiteten Refrain wahre Größe.

Den nächsten Titeln fehlt diese Eingängigkeit etwas, der Spieltrieb von Fran Lobo ist aber erhalten geblieben. Ob mit diversen Stimmeffekten, vertrackten Soundkonstrukten rund um orientalische Bläser oder dem lieblichen Reigen von gezupften Saiten, “All I Want” wartet, getreu dem Titel, mit allem auf.

So scheint es schon beinahe logisch, dass “The Arp Song” aus den beeindruckenden gesanglichen Leistungen von Fran Lobo eine nervenzehrende, durch die Matrix rutschende, Elektro-Effekthaschereiballade macht und “Why You Came”  zum A-Capella-Hörbuch verkommt.

“Tricks” hingegen beschließt das Album und lässt die Hörerschaft ratlos zurück. War diese mollige Ballade mit dem Klavier- und Keyboardeinsatz der Höhepunkt des Albums ? Wie eine moderne Kate Bush versteigt sich Fran Lobo in einem aphrodisierenden Refrain, welcher durch die Feenwelt-Soundsamples führt und die tastenspielende Begleitung als belebendes Element erst spät zulässt. Das verstört ebenso wie es bezaubert.

“Burning It Feels Like” braucht seine Zeit. Wie ein Chamäleon wechselt es launig seine Farben und lässt verwundert zurück. Fran Lobos helle Stimme ist letztendlich der Türöffner für das Album und seine vertrackt konstruierten Titel.

So will die Musik von Fran Lobo erarbeitet und wohl auch ergründet werdet. Mit Perlen wie “Tricks” und “Push And Pull” entschädigt sie fürstlich für diesen Aufwand.

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