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Childe – Stoned And Supremely Confident

Wäre er nicht Musiker, wäre er gerne Tischler geworden, sagt Childe im Interview. Mit “Stoned And Supremely Confident” tischt der britische Singer/Songwriter ein Debütalbum auf, das offenherzig und ehrlich von Verletzlichkeit, von seinem Leben mit ADHS und Katharsis erzählt.

Childe empfindet sich nicht als Schöpfer seiner Musik, sondern als Gefäß für seine Songs. Eine Geschichte zu erzählen, habe für ihn dabei Priorität. Auf ein bestimmtes Genre will er sich nicht festlegen, denn es würde zu sehr limitieren und unmöglich machen, das eigene Potenzial vollständig auszuschöpfen.

Mit “Chemical Balance” als Opener wählt Childe den direkten Weg: “I’m numb and I don’t know how to breathe” Kratzige Gitarren und brummende Synths begleiten seinen Spagat zwischen Überdosis und Standhaftigkeit.

“Smoke & Mirrors” verfolgt ein ähnliches Muster. Ein treibender, schneller Rhythmus betont den inhaltlichen Blick nach vorne und lässt Vergangenes hinter sich. Recht viel lauter wird es auf “Stoned And Supremely Confident” dann nicht mehr.

“Better Friends” soll Childe in 30 Minuten geschrieben haben und formuliert ganz direkt, was es für tiefgehende Freundschaften braucht. Ein eingängiges Gitarrenmotiv und ein dezenter Latin-Pop-Beat animieren zum Tänzeln, Schnippen und Mitklatschen.

Der Rest von “Stoned And Supremely Confident” gerät klanglich reduzierter und steht ganz im Zeichen seiner introspektiven Erkenntnisse:

“Don’t Need To Know” erinnert mit dem zurückhaltenden Beat an Songs von EDEN – nur weit weniger aufdringlich.

Mit viel Reverb und einer Lo-Fi-Akustikgitarre mahnt Childe im eindringlichen “Death Wish” davor, sich nicht selbst aufzugeben und zu glauben, es nicht verdient zu haben, geliebt zu werden. Die flüsternden Melodien und Zeilen wie “So much living left to do” lassen sich nicht so leicht wieder abschütteln.

So unscheinbar oder harmlos manche Songs wie das leichtfüßige “My Reply” mit charmantem Saxophon oder “Crocodile Tears” mit seinem samtigen Teppich aus Klavier auch erscheinen mögen, Childes Themen sind keine leichte Kost. Frei von Plattitüden trifft er reihenweise empfindliche Nerven. Beschönigt wird hier kaum etwas.

Aber er beweist auch ein Gespür dafür, sich nicht restlos im düsteren Wirrwarr seiner selbst zu verlieren. So überrascht Childe im letzten Track “Frame Of Mind” mit hoffnungsvollen Drums und einem Schimmer am Horizont. Zwischen Akzeptanz und Tatendrang lässt er nochmal die Sonne rein, bevor er seine Hörer*innen entlässt.

“Stoned And Supremely Confident” kann aufwühlen ohne zu überfordern. Das Debüt von Childe überzeugt mit sanft akzentuierten Instrumentierungen und einer wohlplatzierten Empathie. Das vermeintliche Chaos, das ihn ständig begleitet, weiß er mühelos zu ordnen.

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