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Hauschka – Philanthropy

Normalerweise ist Hans Zimmer der Deutsche, der bei den Oscar-Verleihungen die Nominierungen und Preise für den besten Soundtrack abgreift. Seit diesem Jahr hingegen hat der alteingesessene Komponist einen aktiven Mitstreiter: Volker Bertelmann, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Hauschka. Für die Musik zu „Im Westen nichts Neues“ durfte der Düsseldorfer sich den weltbekannten Goldjungen in sein heimisches Regal stellen.

Trotz seines immensen Erfolges bleibt Hauschka bodenständig. Sein neustes Album hört auf den Namen „Philanthropy“ und das ist natürlich kein Zufall. Man hat gar keine andere Wahl als Menschenfreundlichkeit, findet Hauschka.

Denn wie sonst will man ein qualitativ hochwertiges Leben führen, wenn nicht umgeben von Menschen, mit denen man Freude und Trauer teilt, die in schwierigen Zeiten für einen da sind und denen man umgekehrt unter die Arme greift, wenn die Lebenslotterie es gerade mal nicht so gut meint.

Die Titel schlagen in dieselbe Kerbe und bestehen oft nur aus einem Wort: „Searching“, „Nature“, „Limitations Of Lifetime“ oder „Loved Ones“ stecken auch ohne Lyrics den Kontext auf, in dem Hauschka seine instrumentalen Kleinode langsam, aber stetig entfaltet.

Obwohl Hauschka auf „Philanthropy“ zum ersten Mal auch Synthesizer benutzt, verzichtet er natürlich nicht auf sein Lieblingsinstrument: Das präparierte Klavier. Im Laufe seiner Karriere hat der Düsseldorfer sich schon mit so einigem an dessen Saiten zu schaffen gemacht: Tischtennisbälle, Teelichterhüllen oder Mini-Vibratoren.

Und so lässt Hauschka einen auch auf „Philanthropy“ mal wieder staunen, zu welch verrückten Klängen dieses Instrument in der Lage ist, wenn man sich ein bisschen kindlicher Experimentierfreude hingibt.

Auch, wenn beim Begriff „Klavier“ Klassik in der Assoziationskette sicher weit vor Techno liegt, greift Hauschka ein ganz entscheidendes Element aus letztgenanntem Genre auf: die Wiederholung. Repetitive Bausteine bilden die Basis, auf denen sich nach ausreichend Zeit eine Melodie, ein Klang oder eben ein weiteres Element entfaltet.

Rhythmen überlagern sich, wechseln sich ab, gehen in den Dialog und trotzdem ist der Sound zu keiner Zeit zu abstrakt oder banal, um sich im Gehörgang festzusetzen. Die simple Melodie von beispielsweise „Inventions“, die in Wellen immer wieder auf- und abtaucht, läuft noch Minuten später in Dauerschleife im Kopf.

Hauschka gelingt auf „Philanthropy“ das, womit Instrumentalmusik oft Schwierigkeiten hat. Jeder der Songs hat seine eigene Sprache, seine eigene Melodie, seinen eigenen Fokus. So entstehen statt eines großen Klangteppichs, der signifikante Abgrenzungen vermissen lässt, 12 Kleinode, die mal melancholisch, mal futuristisch, aber immer innovativ und berührend sind.

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