Vor knapp 13 Jahren haben The Drums ihr Debütalbum veröffentlicht. „The Drums“ hieß das Ganze, selbstbetitelt und titelgebend für alles Weitere, was danach kommen sollte. Mehr als ein Jahrzehnt später ist von der damaligen Band nicht mehr viel übrig. Nur noch Jonathan Pierce, ewiger Frontmann, ist von damals übrig geblieben.
Bisher konnte man das auf den aktuelleren Alben der The Drums auch hören. Anstelle emotionaler Indie-Pop-Musik, die in Momenten sogar Urväter der Melancholie wie The Smiths stolz gemacht hätte (und hier sprechen wir natürlich explizit nicht von irgendeinem verqueren Stolz, den Morrissey heute für irgendetwas empfinden könnte), trat auf „Brutalism“ ein alleingebliebener, suchender Künstler auf der Stelle. Die Musik wurde düsterer, wirkte zeitweise aber etwas zusammenhangslos und zerstückelt.
Mit „Mommy Don’t Spank Me“ folgte dann – über ausgegrabene B-Seiten – der erste Schritt einer läuternden Rückschau auf das eigene Leben, die „Jonny“ jetzt endlich zu vollenden scheint. „Jonny“ ist ebenfalls selbstbetitelt, und zwar von dem Jonathan, der der Band noch übrig geblieben ist und markiert ebenso einen Neubeginn für The Drums, wie „The Drums“ ihre erste Geburt bezeichnet.
Denn auf „Jonny“ wagt Jonathan Pierce noch einen tieferen Schritt in die eigene Vergangenheit, gibt sich nicht zufrieden mit dem Entstauben vergessener Demos, die vielleicht ein bisschen Struktur in das Erlebte tragen können, sondern tritt in einen Dialog mit sich selbst.
In diesen Gesprächen versichert Pierce seinem jüngeren Ich, dass Jonny immer ein sicheres Zuhause in ihm finden würde, erzählt Geschichten vom Vergeben und der Zärtlichkeit, mit der er jetzt seinem inneren Kind begegnen könne.
Jonathan Pierce entblößt sich mit „Jonny“, auf dem Cover als traumatisiertes Kind, das sich nicht anders zu helfen weiß, in den Texten als Künstler, der authentisch leben und sich durch die Musik auch selbst besser kennen lernen möchte.
„Jonny“ ist – um es ganz pathetisch zu formulieren – sicherlich eine Wiedergeburt von The Drums. Und wer mit Pathos nicht so viel anfangen kann, wird in den unvergleichlich zarten und empathischen Texten, die Pierce sich selbst entgegensingt, einen Grund finden, um „Jonny“ mehr als einmal zu hören.