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The Kills – God Games

Es lag doch völlig auf der Hand: Mit der ersten Vorab-Single “New York” zeigte das einstige Garage-Rock-Duo The Kills das, was man von einem siebten Album erwartet. Einen bekannten Sound, den Hit-Faktor aufs Äußerste perfektioniert. Nichts zu Meckern. Und dann erscheint mit “God Games” ein Album, das mit Alterswerk so wirklich gar nichts zu tun hat.

Wer zu Zeiten von “No Wow” oder “Midnight Boom” die Kills mit Streichern, Bläsern und dramaturgischem Aufbau in Verbindung gebracht hätte, hatte die falsche Band im Kopf. Damals war das Duo vor allem vom Beat getrieben, die großen Rock-Hits funktionierten auf allen Festivals der Welt.

Nun schlossen sich Alison Mosshart und Jamie Hince für ihr neues Album in einer alten Kirche ein, um dort gänzlich ungewöhnliche Instrumente anzukarren. Dabei entstanden Songs, die mit Garage nun wirklich wenig zu tun haben.

Stattdessen ist der Klimawandel-Song “103” ein Paradebeispiel dieser Platte: Zwar zeugt der Refrain von Melodieverliebtheit, die Strophen jedoch spielen mit leichten Bläsern und ungewöhnlichen Rhythmen. Und so gibt es auf dieser Platte auch entsprechend viel zu entdecken, ohne jedoch, dass es nicht auf eine ganz bizarre Weise doch immer noch nach The Kills klingt.

Bei “LA Hex” verschwimmen die Stimmen von Mosshart, Hince und Vocodern bis zur Unkenntlichkeit ineinander, “My Girls My Girls” schwimmt in einem Äther aus elektronischen Beats und undeutlichen Klängen und bei “Love And Tenderness” schleppt sich der Takt fast in Blues-Manier durch den Song.

Damit schaffen die Kills einen Kompromiss, den nur wenige Bands nach so vielen Jahren noch ohne gewissen Cringe-Faktor über die Bühne bekommen: Die Experimente sind trotz all der Ungewöhnlichkeit eingängig und interessant und das Album dadurch eine mehr als würdige Ergänzung eines ohnehin beeindruckenden Back-Katalogs.

Ob es am Ende für ein Lieblingsalbum reicht, ist dennoch fragwürdig. Dafür schleppen sich Songs wie “Wasterpiece” oder auch das dramatische “Blank” etwas zu behäbig durch die großen Wellen. Aber spätestens beim Live-Erlebnis lässt sich das endgültige Urteil fällen. Bis dahin gibt es hier erstmal mehr als genug zu entdecken.

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