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Arone Dyer And stargaze – ARONE x S T A R G A Z E

Ein Projekt mit Ausrufezeichen-Charakter: Die ohnehin schon für experimentellen Sound bekannte Künstlerin Arone Dyer macht gemeinsame Sache mit dem 13-köpfen europäischen Orchesterkollektiv stargaze. Dabei entsteht ein wahnwitziges Sammelsurium, irgendwo zwischen Art-Pop, Kammer-Pop und klassischen Elementen.

Wer grundsätzlich nichts mit derartigen Avantgarde-Ansätzen anfangen kann, muss diesem Werk im Koop-Modus keine Chance geben. Denn die neun Songs sind nie gefällig, manchmal gar anstrengend, immer aber absolut überraschend.

Schon beim Opener “Yessiri” steht und fällt alles mit der persönlichen Haltung zu Dyers Stimmfarbe. Oder besser gesagt, ihrem Umgang mit dem Gesangsinstrument. Das ist intensiv und oft auch etwas chaotisch, dazu gehen die zugehörigen Streicher und Bläser in theatralische, im Vergleich leicht verdauliche Weiten auf.

Im Umfeld der Orchester-Alben ist “ARONE x S T A R G A Z E” vor allem deswegen mehr Pfau denn Rotkehlchen, weil es die Spielfreude in keinem Moment hinter sich lässt. Würde man dieser Platte einen Stimmungsring anliegen, wäre das entstehende Farbspektakel ziemlich wild.

“Voicecream abbrv.” ist beispielsweise einfach ein Stimm-Experiment vor dem Hintergrund eines Stummfilm-Soundtracks, bei “Don’t Say” drehen Synthesizer ihre Kreise, bis sich sanfte Chorale entfalten und das Finale von “Define” gehört zu den größten Momenten.

Diese Vielfalt in allen Ehren hat die Varianz aber auch ihre Schattenseiten. Denn an einigen Stellen wie “Sugar Friend” oder dem Kopfstimmen-Battle in “Spider Practical” wird die Platte für Freund*innen der gewöhnlichen Indie-Melodiestrukturen auch zur Herausforderung.

Wer sich dieser Platte trotz dessen stellen möchte, wird vor allem von den cineastischen Meisterleistungen des Kollektivs begeistert sein. “Reductions” etwa könnte so auch einen alten Disney-Film untermalen und beim reduzierten “Carwash” wäre gar die Schwarz-Weiß-Ära gut beraten.

In Zeiten von immer mehr gleichen Sounds und dem Bezirzen des Algorithmus gehört dieses Album zu den kreativeren, außergewöhnlichen Projekten. Ob es für einen selbst zu mehr als diesem Statement-Charakter reicht, hängt vom eigenen Toleranzrahmen ab. Eklektisch wird es hier aber so oder so.

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