Rund um Folly Group hat sich ein reger Diskurs gebildet. Die, denen es wichtig ist, versuchen eine genretechnische Einordnung und kommen zu teils unterschiedlichsten Ergebnissen.
Andere haben die Londoner schon, ob aus Faulheit oder aus Ignoranz, als schlichte Post-Punks abgestempelt und wundern sich seitdem, dass die Band dem eigenen Wunschdenken partout nicht gerecht werden und lieber ein ganz eigener, wilder Mix sein möchte.
Dass Folly Group sich nicht einfach in eine Ecke stellen lassen, wurde im Vorfeld bereits auf zwei EPs klar, nun setzt das Debütalbum „Down There!“ den Schlussstrich unter diese Ansicht. Ihre erste Studioplatte ist eklektisch, intensiv und dennoch subtil.
Es ist ein Erlebnis für sich, die durchaus präsenten Post-Punk-Elemente mit den verschiedensten Einflüssen gekreuzt zu sehen. Trip-Hop und Indie, lateinamerikanische und afrikanische Rhythmen – Folly Group lassen vieles wie selbstverständlich ineinander fließen und erschreckend natürlich wirken.
Auffällig ist von Anfang an, wie prominent die Schlagzeug-Parts in den Arrangements platziert sind: Ein nicht kleiner Teil der Songs beginnt mit den Drums, die mit ganz eigenen, angenehm melodischen Themen vorlegen und den düsteren Gitarren, dem wummernden Bass und den gelegentlichen Wave-Synths den Ton angeben.
Ob es nun ein relativ geradliniger Rock-Beat ist oder doch eher der vielschichtige Rhythmen-Epos: Grund für diese Fulminanz ist die Anwesenheit von gleich zwei Drummern, die das klassische Rock-Schlagzeug mit Percussion-Ideen aus jeglichen Richtungen verbinden und so eine unheimliche Tiefe ins Spiel bringen.
Das hört man so, wie Folly Group es darbieten, selten: Im Opener „Big Ground“ beginnt die perkussive Gewalt ganz subtil in einem Talking-Heads-esquen Song, der die Balance aus Tanzbarkeit und Angstgefühlen bravourös hält.
„I’ll Do What I Can“ ist ein eher traditionell post-punkiger Track, der dennoch mit seinen Drums subtil brodelt und prickelt. „Down There!“ ist in seiner Ästhetik nie wütend, sondern tummelt sich eher in Unruhe, Ängstlichkeit und Unbehagen.
Ihre besonders starken negativen Gefühle drücken Folly Group eher in ihren Texten aus, die teils ungeschönt, teils zynisch von gesellschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeit, von Gentrifizierung und konservativer Politik handeln.
All dies zusammen kulminiert in einem äußerst komplexen, aber dennoch exzellent verdaulichen und kurzweiligen Debütalbum, dessen kleine Subtilitäten eine große Wirkung haben.
„Down There!“ ist zwar nicht wirklich positiv, aber es ist durchdacht, ohne verkopft zu sein. Es ist unheimlich, ohne die Lust zu Tanzen zu schmälern. Vor allem macht es aber Lust auf alles, was Folly Group auf dieses Debüt noch folgen lassen.