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hackedepicciotto – Live in der Moritzbastei, Leipzig

Gemessen an der Größe ihrer künstlerischen Verdienste, war die Veranstaltungstonne der Leipziger Moritzbastei ein sehr kleiner Ort für einen Auftritt von Alexander Hacke und Danielle de Picciotto.

Leider nicht mehr als 60 Menschen versammelten sich gestern im alten Gewölbe unter der Stadt, um dem Konzert des als hackedepicciotto platten-veröffentlichenden Paars beizuwohnen, das ein Programm entsprechend der Kombination aus musikalischen Werdegang und der dafür in aller Herren Länder gesammelten Inspirationen zusammengestellt hatte.

Der Kern des gut 80-minütigen Sets bestand aus Material vom letzten Album „Keepsakes“, dazu Auszüge aus vorangegangenen Werken, mit denen die Loveparade-Protagonistin und der vor allen Dingen als Bassist von Einstürzende Neubauten Gegenwärtige einen atmosphärischen, sich Ton für Ton dynamisierenden, Vortrag ablieferten.

Über einer elektronischen Grundierung breiteten sich differenzierte Klangkaskaden aus, wurde in dem beengten Venue zwar nicht die Tonqualität des Auditorium Novecento in Neapel, in dem die aktuelle Veröffentlichung eingespielt wurde, erreicht, aber trotzdem eine detailgetreue Darstellung der Stücke generiert.

Ihre private Beziehung ging in der beruflichen auf, verbanden sich Geige, Drehleier, Autoharfe de Picciottos mit der Wucht, die ihr Partner mit Saiten und Schlagwerk erzeugte, entstand eine Symbiose, der per „Meteor’s Reign“ existentielle, mit dem väter-gedenkenden „Song Of Gratitude“ persönliche Themen gleichermaßen packend erzählte.

„Es ist zwei Minuten vor zwölf, aber eben nicht nach. Das bringen wir auch musikalisch zum Ausdruck, denn Musik hat die Möglichkeit, dir Kraft, Sicherheit und das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.“ konstatierte Alexander Hacke bereits im 2021er MusikBlog-Interview.

Seither bewegen sich die Zeiger der Uhr weiter unaufhaltsam Richtung High Noon, vielleicht genau deshalb trifft diese Aussage auf ein Konzert zu, an dem sich ihr Publikum vom „Awake“-Auftakt, über den Elektro-Bolzen „Aichach“, die jazzige „Schwarze Milch“-Attitüde, die donnernde Trompeten von „Jericho“ hin zum warmen „Lovestuff“- Gruß an Anita Lane bis zum Titeltrack „The Silver Treshold“ der letzten Ausgabe – gern mitnehmen ließ.

Nach dem Traditional „The Blackest Crow“, dem Frühwerk „Grace“ und der Möglichkeit zum anschließenden Gedankenaustausch mit Alexander Hacke und Danielle de Picciotto, trugen nicht wenige Besucher das Gefühl in die stürmischen Nacht hinaus, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.

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