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hackedepicciotto – Keepsakes

Danielle de Picciotto und Alexander Hacke kanalisieren auch auf der fünften hackedepicciotto-Ausgabe “Keepsakes” die Kraft ihrer symbiotischen Beziehung in ein beeindruckendes Klangerlebnis weit abseits des Mainstreams.

Stellten die Nachhaltigkeits-Aktivist*innen in ihren bisherigen Arbeiten die Beziehung Mensch-Natur in den Fokus, huldigt „Keepsakes“, ihre zweite Platte via Mute, die im ehrwürdigen Auditorium Novecento in Neapel aufgenommen wurde, der gemeinsamen Freundschaft zu nicht namentlich genannten Personen, deren Anzahl bei den seit Jahrzehnten vernetzten Szenengrößen beachtlich sein dürfte.

Die Musik des seit über 20 Jahren liierten Künstlerpaars basiert auf strenger Aufgabenteilung: die leisen Beiträge (wenn nicht gerade die türkische Zurna im Einsatz ist) kommen von der Love-Parade-Wegbereiterin Danielle de Picciotto, die für Drehleier, Geige, Autoharfe, Klavier und Glocken zuständig ist. Die Einstürzende-Neubauten-Urkraft Alex Hacke generiert mit Bass, Schlagzeug, Gitarre und elektronischen Equipment Lautstärke.

Der Nachfolger von „The Silver Threshold“ fügt sich ihrem unkonventionellen Yin-Yang. Es läutet „Troubadour“ mit sanften Celesta-Gebimmel über anlandenden Wellen ein Album ein, das vom ersten bis zum letzten Ton seiner neun Kapitel faszinierend, anspruchs- und geheimnisvoll bleibt.

Je länger die Zusammenarbeit der ehemals kosmopolitischen Nomaden (von Corona und Einstürzende-Neubauten-Produktionen inzwischen wieder an Berlin gebunden) andauert, desto blinder das Vertrauen für das Spiel des Partners. Es kann sich jeder Ton darauf verlassen, das er vom Pendant des Mitspielers aufgefangen wird, ohne auf Raum in den weiträumigen Arrangements verzichten zu müssen.

De Picciottos furioses Streichinstrument nährt den kräftigen Elektromotor von „Aichach“, ist der tuckernde Bass die Konstante, die im Soundlabyrinth des New-York-City-Stücks „Anthem“ für Orientierung sorgt, lauert unter der bedrohlichen flackernden Oberfläche von „Mastodon“ latent-kakophone Gefahr, sickert „Schwarze Milch“ durch Jazz-Motive.

„Comme ci, comme ça” konstatiert das Sprechtheater „La Femme Sauvage“, ruft der lyrische Vortrag nicht nur hier ein wenig das Stimmungsbild in Erinnerung, das die Protagonisten mit den Kollegen Mick Harvey und Paul Wallfisch in den schaurigen Märchenadaptionen von The Ministry Of Wolves zeichneten.

Ist die epische Ambient-Drone „Song Of Gratitude“ mit existenzieller, philosophisch-vibrierender Dramaturgie verklungen, beschert „The Blackest Crow“ dem Album einen beinahe romantischen Abgang, der das „Keepsakes“-Leitthema und die tiefe Zuneigung der beiden Autor*innen füreinander gleichermaßen zusammenfasst.

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