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Crime And The City Solution – the killer

Nach einer Dekade der Stille veröffentlichen Crime & The City Solution mit “the killer” ein weiteres Studioalbum. Damit verkürzt Leader Simon Bonney die Output-Frequenz der Band, die sich im Schatten der Berliner Mauer in der Australien-Exil-Kommune rund um den Kern von The Birthday Party Indie-Ruhm erspielte, signifikant – immerhin lagen zwischen „Paradies Discotheque“ und der letzten Ausgabe 23 Jahre ohne Longplayer.

Auf „American Twilight“ von 2013 packten er und Bronwyn Adams, flankiert von Alexander Hacke und David Eugene Edwards, den Blues (obwohl ihm dessen Wesen laut eigenen Angaben kaum bekannt war) ein weiteres Mal an seiner glühenden Wurzel, um mit ihm ein brodelndes Alternative-Feuer zu schüren. „the killer“ präsentiert sich zwar leiser, büßt deshalb aber nichts an Intensität ein.

Wie so viele Alben in den letzten Jahren, spielte die Pandemie eine nicht unwesentliche Rolle beim Entstehen einer Platte. Bonney, zwischenzeitlich mit musikalischen Solo-Projekten, auszugsweise auf „Past, Present, Future“ nachzuhören, beschäftigt, aber eben fortlaufend im Rahmen gemeinnütziger Programme im indopazifischen Raum aktiv, und Adams saßen in Down Under fest.

Dort in den Entwurf einer Doktorarbeit über Entscheidungsfindungen im Bezug auf Afghanistaneinsätze in den Endachzigern involviert, entwarf das Künstlerpaar sieben Stücke, in denen von den Schwierigkeiten erzählt wird, in der Spirale der Gewalt, in der sich der Planet immer schneller zu drehen scheint, den Glauben zu behalten.

„Rivers Of Blood“ verarbeitet mit seiner traurigen Violine Eindrücke von Willkür, Unterdrückung und Tod, die Bonney an den von ihm besuchten Konfliktherden begegneten, mit ähnlich gebremsten Indie-Folk transportiert „Hurt You, Hurt Me“ die unbesiegbare Hoffnung auf bessere Zeiten.

„River Of God“ lässt dann die Gitarren erstmals intensiver brummen, wirbeln die Akkorde hinter dem Song eine staubige Spur auf, in der das elegant groovende „Brave Hearted Woman“ eine Furche pro Feminismus zieht.

„Killer“ versucht in fiebrigen neun Minuten, das Innenleben des Protagonisten zu skizzieren, von den Toten in seinen Träumen zu berichten und seine Ängsten erahnen zu lassen, bevor in der reduzierten Melancholie von „Witness“ Versöhnliches mitschwingt und die schweren Moll-Töne vom schließenden „Peace In My Time“ ein Manifest für Selbstakzeptanz einleiten.

In der Kreativ-Basis Berlin spielten Bonney und Adams mit Frederic Lyenn, Donald Baldie, Georgio Valentino, Chris Hughes und Joshua Murphy, sowie – erstmalig in ihrer Historie – von Martin J. Fiedler (u.a. Josh T. Pearson) als Produzent unterstützt, ein atmosphärisch kompaktes Werk ein, das den Ausnahmestatus von Crime & The City Solution nachhaltig dokumentiert.

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